Bundespräsident a.D. Joachim Gauck zu Besuch beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Verabschiedung einer gemeinsamen Erklärung
v.l.: Joschi Rose, OB Eckhart Würzner, Erich Schneeberger, Romani Rose, Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, Oswald Marschall, Diana Bastian, Carmen Marschall, Ilona S. Roché, Franceska Schmitz, Emran Elmazi. 14.06.2018

Bei seinem Besuch im Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma am 14. Juni 2018 traf Bundespräsident a.D. Joachim Gauck mit Mitgliedern des Vorstands und Kuratoriums zusammen, um sich über die aktuelle Situation von Sinti und Roma in Deutschland und in Europa sowie über die Arbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zu informieren.  Der Vorsitzende des Zentralrates, Romani Rose, hatte Joachim Gauck nach dessen Düsseldorfer Vorlesung zum Thema „Das Eigene und das Fremde“ eingeladen. Joachim Gauck äußerte sich sehr erfreut über das positive Gespräch: 

„Es bot Gelegenheit, die Arbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma erneut zu würdigen und meine guten Gespräche mit dem Vorsitzenden Romani Rose fortzusetzen.  Ich besuche das Dokumentationszentrum jetzt zum zweiten Mal und bin von der geleisteten Arbeit tief beeindruckt. 

Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner begrüßte Bundespräsident a.D. und unterstrich den Stellenwert des Dokumentationszentrums für Heidelberg :

„Heidelberg hat eine besonders tolerante und weltoffene Stadtgesellschaft. Wir sind stolz und glücklich, das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in unserer Stadt zu haben.  Unsere Stärke ist es, in Dialog zu treten und Schwierigkeiten oder Mißverständnisse im offenen Austausch zu klären.  Ich danke Joachim Gauck, daß er der Einladung von Romani Rose gefolgt ist und diesen guten Gedankenaustausch ermöglicht hat.“

Anlaß für die Einladung Gaucks nach Heidelberg war dessen Düsseldorfer Vorlesung vom Januar dieses Jahres, bei der Gauck auch die Selbstbezeichnung und das Selbstverständnis von Sinti und Roma als nationale Minderheit reflektiert hatte.  Rose führte hierzu aus, daß Sinti und Roma „sich seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland dafür eingesetzten, ihre Identität und Würde zurückzugewinnen, welche uns die Nazis und auch die Nachkriegsgesellschaft nehmen wollten.  Dazu gehörte für uns die Durchsetzung der Eigenbezeichnung Sinti und Roma, die einen wesentlichen Teil unserer Identität als Minderheit ausmacht.“

Nach wie vor sei trotz der politischen Anerkennung als nationale Minderheit der tiefverwurzelte Antiziganismus ein massives Problem in Deutschland und in Europa.  Die gesellschaftliche Ablehnung von Sinti und Roma sei ungebrochen hoch; annähernd 50 Prozent der Bevölkerung lehnten Sinti und Roma als Nachbarn ab, so Rose mit Verweis auf Umfragen etwa der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.  Deshalb sei der Besuch Gaucks in Heidelberg so wichtig und so willkommen; Politik und insbesondere die hohen Repräsentanten müßten Antiziganismus ebenso ächten, wie der Antisemitismus in Deutschland geächtet wurde, so Rose.