Holocaust-Gedenktag: Anlass, über die politische Entwicklung in Deutschland nachzudenken

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma erinnert mit seiner Gedenkveranstaltung am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin an die über 500.000 Opfer der Sinti und Roma des nationalsozialistischen Völkermordes. Gerade angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen sei dieser Gedenktag von besonderer Bedeutung, erklärte Romani Rose: „Es gibt in Deutschland und in Europa eine neue Nationalisierung, die immer mehr in rechtspopulistische und oft genug in rechtsradikale Positionen abgleitet. Die begonnene Umdeutung der Geschichte ist besorgniserregend, und diese Umdeutung ist verbunden mit der Sprache des Dritten Reichs. Wer von „Umvolkung“ und ähnlichem spricht, der muß wissen, daß während der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur Millionen von Menschen aus rassistischen Gründen ermordet wurden – die Nationalsozialisten haben mit ihrer rassistischen und nationalistischen Politik Deutschland und Europa in den Abgrund gerissen und dies hat die Zerstörung der deutschen Städte und die Teilung Deutschlands und Europas zur Folge gehabt. “

„Die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985 hatte damals dem deutschen Volk seine Würde zurückgegeben, weil hier erstmals von einem Bundespräsidenten dieser Tag als ‚Tag der Befreiung‘ erklärt wurde. Wenn jetzt von Rechtsextremisten in der AfD diese Rede als eine ‚Rede gegen das eigene Volk‘ tituliert wird, ohne daß dies in der Partei zu Konsequenzen führt, dann wird damit die demokratische und rechtsstaatliche Entwicklung in Deutschland grundsätzlich in Frage gestellt, “ so Rose.

„Der nationalsozialistische Staat sprach Juden, Sinti und Roma kollektiv das Existenzrecht ab: unabhängig von ihrem Verhalten, ihrem Glauben oder ihrer politischen Überzeugung wurden sie ausgegrenzt und dann verfolgt und ermordet. Das Gedenken an die Opfer des Holocaust ist deshalb kein leeres Ritual, sondern ein lebendiger Prozeß, ein wesentlicher Beitrag für unsere heutige Zivilgesellschaft in Europa. „Unser Ziel muß sein, daß Sinti und Roma in allen europäischen Staaten in das nationale Gedächtnis ihrer Heimatländer aufgenommen werden: als integraler Bestandteil der eigenen Geschichte und der eigenen Kultur. Nur so werden wir Ausgrenzung und Rassismus in der Gegenwart überwinden“, so Rose.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, eröffnet heute bei den Vereinten Nationen in Genf die Ausstellung „The Holocaust Against the Sinti and Roma“ anläßlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages.

Eröffnungsredner sind außerdem:

Botschafter Peter Sørensen, Leiter der EU Delegation bei den Vereinten Nationen in Genf
Botschafterin Aviva Raz Shechter, Vertreterin Israels bei den Vereinten Nationen in Genf
Botschafter Adrian Vierita, Vertreter Rumäniens bei den Vereinten Nationen in Genf.
Michael Møller, Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Genf

Die Eröffnung findet statt am 26. Januar 2017 um 12.30 p.m. im Salle des Pas Perdus, Palais des Nations.