Datum
22.05.2016
14:00 - 16:00 Uhr
Veranstaltungsort
Universität Passau
Innstraße 29
Passau
Antiziganismus in Europa: Verfolgung von Sinti und Roma gestern und heute
Rassismus und Verfolgung vor allem gegen Sinti und Roma richtet und seinen traurigen Höhepunkt im Holocaust an 500.000 Sinti und Roma fand. Antiziganismus steht aber nicht nur für den Rassismus des rechtsextremen Rands, für Hassverbrechen und Gewalt, für rechtsextreme Bürgerwehren, die in Ungarn und Tschechien aufmarschieren und Mitglieder der Minderheit bedrohen und terrorisieren, sowie für rechtspopulistische Parteien, welche antiziganistische Ressentiments als politisches Mittel zum Stimmengewinn nützen. Antiziganismus ist auch in der Mitte der Gesellschaft breit verankert: Die Segregation von Roma Kindern in Schulen ist in vielen Ländern so weit verbreitet, dass zum ersten Mal die Europäische Kommission in diesem Bereich ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Tschechien und die Slowakei eröffnete. In 2015 und 2016 fanden eine Vielzahl von gewaltsamen Zwangsräumungen statt, wobei Stadtverwaltungen ohne Konsultation und gesetzeskonformes Verfahren Roma-Familien die Häuser abriss und in die Obdachlosigkeit trieb. Der politische Diskurs über Flüchtlinge in Deutschland ist voll von antiziganistischen Vorurteilen. Der Vortrag zeigt die aktuellen Dimensionen und Auswirkungen des Antiziganismus in Europa auf und stellt den Widerstand und das politische Handeln der Sinti und Roma Selbstorganisationen in diesem Zusammenhang dar.
Jonathan Mack, Diplom der Politikwissenschaften der FU Berlin, beschäftigt sich als politischer Referent des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma vor allem mit antiziganistischen Vorfällen in ganz Europa und verfolgt die Anerkennung und Ächtung des Antiziganismus durch die Europäischen Union, durch OSZE-ODIHR und den Europarat. Von 2011 bis 2015 arbeitete er als Geschäftsführer beim internationalen Freiwilligendienstnetzwerk von Roma- und nicht-Roma Organisationen, Phiren Amenca, mit Sitz in Budapest und unterstützte zahlreiche Roma Jugendselbstorganisationen in ganz Europa durch das ternYpe International Roma Youth Network.