Die Sintezza Elisabeth Krawczyk, geborene Lauenburger, ist am 11. Januar im Alter von 95 Jahren im Kreis ihrer Familie in Kitzingen verstorben. Sie war dem Zentralrat sowie dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma eng verbunden und begleitete die Delegationen des Zentralrats viele Jahre lang am 2. August zur internationalen Gedenkfeier ins ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Elisabeth Krawczyk wurde am 8. März 1927 in Berlin geboren. Nachdem ihr Vater Karl Lauenburger, der als Soldat der Kaisergarde im Ersten Weltkrieg sein Leben riskiert hatte, 1938 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert worden war, tauchte die Mutter Anna Arwey mit den Kindern unter. Die Familie wurde jedoch entdeckt und Elisabeth Lauenburger mit ihren Schwestern in das Kinderheim „Klosterbrück“ in der Nähe von Oppeln gebracht. Dort mussten sie arbeiten, konnten aber auch die Schule besuchen. Getrennt wurden die Mädchen allerdings von ihren Brüdern, die in ein anderes Kinderheim kamen.
Im Zusammenhang mit dem Auschwitz-Erlass vom 16. Dezember 1942 verschleppten die Nationalsozialisten Elisabeth Lauenburger und ihre Schwestern im März 1943 schließlich nach Auschwitz-Birkenau. Dort fanden sie ihre Mutter, Brüder und zahlreiche Angehörige wieder.
In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden dort etwa 4.300 Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet, darunter die Mutter von Elisabeth Lauenburger, ihre Tanten, Onkel und jüngeren Geschwister. Das junge Mädchen und zwei seiner Schwestern überlebten, da sie nach Selektionen durch die SS als „arbeitsfähig“ eingestuft und im Juli 1944 ins Konzentrationslager Ravensbrück verlegt wurden, von wo Elisabeth Lauenburger wiederum im Herbst 1944 ins Außenlager Graslitz des KZ Flossenbürg kam. Von dort mussten die schwachen und kranken Häftlinge den Fußmarsch nach Tachau im heutigen Tschechien antreten. Unterwegs konnten etliche von ihnen fliehen – auch Elisabeth Lauenburger. „Wir wollten gerade weiter ins nächste Dorf, da kamen die Panzer mit den Amerikanern. Viele Jeeps mit Amerikanern sind an uns vorbeigefahren. Das war unsere Befreiung: 10. März 1945“, hielt Elisabeth Krawczyk in ihren Lebenserinnerungen „Z 1933 – Geraubte Jugend“ fest.
Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, würdigte Elisabeth Krawczyk mit folgenden Worten: „Ich bedauere es zutiefst, dass wir nun Abschied von Elisabeth Krawczyk nehmen müssen. Mit ihrem Tod verlieren wir erneut eine wichtige Zeitzeugin der Sinti. Ihre Verdienste bestanden darin, dass sie die Erfahrungen ihrer leidvollen Verfolgungsgeschichte insbesondere an junge Menschen weitergegeben und für die Nachwelt aufgeschrieben hat. Nicht zuletzt deshalb wird sie unvergessen bleiben.“