Rezension zu der Studie „Das Bayerische Landeskriminalamt und seine ‚Zigeunerpolizei‘ (1946 bis 1965)“

Eine Rezension von Markus End

Die Studie „Das Bayerische Landeskriminalamt und seine ‚Zigeunerpolizei‘ (1946 bis 1965) – Kontinuitäten und Diskontinuitäten der bayerischen ‚Zigeunerermittlung‘ im 20. Jahrhundert“ von Eveline Diener erschien 2021 im Verlag für Polizeiwissenschaft.

 

Die Autorin hat eine historische Arbeit zur Geschichte der frühen „Nachrichtensammel- und Auskunftsstelle über Landfahrer“ am bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) vorgelegt, ein Thema, dem sowohl wissenschaftlich als auch politisch hohe Relevanz zukommt (Unabhängige Kommission Antiziganismus 2021: 93). Hierzu hat sie eine Vielzahl an Quellen, die der Forschung bisher in weiten Teilen unzugänglich waren, erschlossen und analysiert. Dabei kam der Autorin wohl zugute, dass sie selbst als Kriminalhauptkommissarin beim BLKA tätig ist. Sie kann durch ihre Arbeit den bisher äußerst lückenhaften Kenntnisstand zur frühen bayerischen „Landfahrerstelle“ deutlich erweitern. Konzeptuell aber zeigt ihre Arbeit erhebliche Mängel.

Zunächst muss der Umgang mit dem Stand der Forschung als Kritikpunkt benannt werden. Wo überhaupt ein Bezug auf Forschungsliteratur stattfindet, bleibt er oberflächlich und wenig systematisch, Zitate werden zur Bestätigung der eigenen Befunde ausgewählt, eine Wiedergabe oder Einordnung von Forschungsdebatten unterbleibt. Bezüglich zentraler Themenfelder wird relevante Literatur nicht einmal zur Kenntnis genommen. Nur ein Beispiel: Die Autorin zeichnet die frühe Entwicklung polizeilicher Sondererfassung von als Zigeuner stigmatisierten Personen im 19. Jahrhundert in Bayern nach, ohne die einzige explizit zu Bayern verfasste Monographie zur „bayerischen Zigeunerpolitik“ (Albrecht 2002) auch nur zu erwähnen. Auch das Standardwerk von Lucassen (1996) zur Entwicklung polizeilicher Erfassung von Menschen als Zigeuner, das ebenfalls auf die Entwicklung der bayerischen Polizei eingeht, findet sich nicht einmal in der Literaturliste.

[…] Weitergelesen kann hier werden.

Eine Rezension von Markus End, veröffentlicht in: ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, Jg. 3, Heft 1/2023, S. 144–147.