Gedenken in Buchenwald

Romani Rose warnt vor neuem Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus in Europa

Im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten zur Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora im April 1945 hat der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, am 16. April 2023 an das Schicksal der Minderheit während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert und auch vor gefährlichen Entwicklungen in der Gegenwart gewarnt: 

„Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa hetzen rechtsextreme und nationalistische Gruppen und Parteien ganz offen gegen unseren demokratischen Rechtsstaat und auch gegen Minderheiten. Sie machen antiziganistische, antisemitische und rassistische Argumente wieder hoffähig und schüren Gewalt“, so Romani Rose. Es komme immer wieder zu antiziganistischer Gewalt, wie zuletzt bei den Anschlägen in Hanau am 19. Februar 2020 und in München am 22. Juli 2016. Romani Rose erinnerte daran, dass dabei auch Angehörige der Minderheit der Sinti und Roma ermordet wurden. 

„Die Erinnerung an die Geschichte des Nationalsozialismus ist eine wichtige Voraussetzung, damit wir die Gefahren für unseren Staat rechtzeitig erkennen. Das Bundeskriminalamt und die Sicherheitsbehörden haben im letzten Jahr durch ihr Einschreiten gegen sogenannte Reichsbürger und rechtsextreme Netzwerke die Wehrhaftigkeit unseres Staates deutlich gemacht“, erklärte Romani Rose.

Aus diesem Grund wies der Zentralratsvorsitzende darauf hin, dass „gerade Minderheiten in besonderem Maße auf die Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien angewiesen sind“ und rief die staatlichen Institutionen dazu auf, „den Antiziganismus als Gefahr ernstzunehmen und diesem entgegenzuwirken“. Laut Bundesinnenministerium seien im vergangenen Jahr 145 antiziganistisch motivierte Straftaten erfasst worden, darunter zahlreiche Fälle von schwerer Körperverletzung. „Es ist aber von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Aus diesem Grund hat der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma mit Unterstützung der Bundesregierung begonnen, eine bundesweite Melde- und Informationsstelle gegen Antiziganismus aufzubauen“, sagte Romani Rose. 

Romani Rose erinnerte in seiner Rede auch an den Buchenwald- und Auschwitz-Überlebenden Rudolf Steinbach, der sich für die Aufklärung über den Holocaust an den Sinti und Roma eingesetzt hatte und erst kürzlich am 23. März 2023 im Alter von 95 Jahren verstorben ist.