Lee-Elisabeth Hölscher-Langner und Dr. Laurids Hölscher engagierten sich seit ihrer Ankunft in Polen im Jahr 1991, als Dr. Hölscher Generalkonsul der BRD in Krakau wurde, für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, darunter auch viele Holocaustüberlebende der Sinti und Roma. Dafür wurden sie am 29.3.19 vom Zentralrat und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma im Rahmen einer Feierstunde im Beisein von Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, geehrt und trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Heidelberg ein.
Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, betonte in seiner Festrede, wie wichtig die Begegnungen mit dem Ehepaar Hölscher für viele Überlebende des Holocaust war. Viele, die in den 1990er Jahren – über 50 Jahren nach den Geschehnissen von Auschwitz – an die Stätte ihres Leidens zurückgekehrt seien, erfuhren erstmals durch die Gespräche mit dem Ehepaar Hölscher, „was die Bundesrepublik Deutschland und die deutsche Gesellschaft ihnen über Jahrzehnte verwehrt hat: Nämlich die Aufarbeitung und Anerkennung des schrecklichen Unrechts, das ihnen angetan wurde.“
Rose führte aus, „dass viele der Überlebenden große Angst vor der Begegnung mit diesem Ort hatten. Sie befürchteten, den Schmerz nicht zu verkraften, einen Schmerz, den sie seit ihrer Befreiung nie überwunden hatten. Viele hatten auch Schuldgefühle, weil sie überlebt hatten, während ihre nahen Angehörigen, ihre Eltern, Geschwister und Großeltern in Auschwitz ermordet wurden. […] Ihr, lieber Laurids und liebe Lee-Elisabeth, seid auf die Menschen zugegangen, ihr habt Ihnen zugehört und damit Eure Achtung vor ihrem Schicksal ausgedrückt.“
Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, ging in seinem Grußwort vor allem auf die Verdienste von Lee-Elisabeth Hölscher-Langner und Dr. Laurids Hölscher in Bezug auf die Verbesserung des Verhältnisses von Polen und Deutschland ein. Er betonte, dass es gerade bei der deutsch-polnischen Aussöhnung auf zivilgesellschaftliches Engagement ankomme, um politisch ausgehandelte Partnerschaftsverträge mit Leben zu füllen. Das Ehepaar Hölscher habe hierdurch seinen Einsatz für die Überlebenden des Holocaust „unfassbar viele Brücken gebaut zwischen Polen und Deutschland.“ Denn die Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern seien gerade vor dem Hintergrund der wechselhaften deutsch-polnischen Geschichte „kein reiner Automatismus. Sie sind ein ganz wertvoller Schatz, den wir Tag für Tag pflegen und beschützen müssen“, führte Roth weiter aus. Das Ehepaar Hölscher sei hierbei „ein leuchtendes Beispiel für uns“, das Mut mache, „dass Versöhnung und Freundschaft alle Anstrengung wert sind.“
Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner sagte in seiner Rede an das Ehepaar Hölscher gerichtet: „Dass Sie heute hier sind freut mich ganz persönlich, aber auch die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ehrt es. Ihre Verbundenheit zu Heidelberg über Jahrzehnte hinweg ist ein großes Glück und auch eine Auszeichnung für unsere Stadt.“ Er betonte, dass gerade Heidelberg, als weltoffene Stadt, die sich gegen jede Form der Ausgrenzung stelle, die Leistung des Ehepaares Hölscher besonders würdigen würde. Weiter sagte er: „Ihre Arbeit hat für uns alle in Europa einen unermesslichen Wert. Die Begegnungen, die Sie seit vielen Jahren anbieten, leisten einen großen Beitrag zum Wunder der Versöhnung.“