Romani Rose: „Kulturelle Begegnungen sind von großer Bedeutung, wenn es um den Abbau von Vorurteilen geht.“

Der Zentralratsvorsitzende Romani Rose spricht am Samstag, den 18. Juni 2022 bei der Eröffnung des 2. Leipziger Kulturfestivals "Latcho Dives" des Verbands der Roma und Sinti in Sachsen „Romano Sumnal“ in Leipzig.

„Antiziganismus ist kein Problem der Minderheit, sondern betrifft die gesamte Bevölkerung, da er ein Angriff ist auf unsere gemeinsamen demokratischen Werte“, sagt der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose in seiner vorab veröffentlichten Grußnote. Die Erfahrung des Antiziganismus – auch noch nach dem Krieg und dem nationalsozialistischen Holocaust an 500 000 Sinti und Roma in Europa – habe die Minderheit der Sinti und Roma geprägt, genau wie der Antisemitismus das Leben der jüdischen Bevölkerung in unserem Land geprägt habe, so Rose weiter. Der Antiziganismus sei so tief in der Mehrheitsgesellschaft verwurzelt gewesen, dass ihn die Nationalsozialisten nur aufgreifen mussten, um ihre barbarischen Vernichtungsphantasien in die Tat umzusetzen: „Dabei wollten sie nicht nur die Menschen in ihrer Gesamtheit, sondern auch die Kultur der Sinti und Roma auslöschen.“ Gerade aus diesem Grund seien kulturelle Begegnungen, wie sie das Festival in Leipzig bietet, von so großer Bedeutung, wenn es um den Abbau von Vorurteilen gehe, „da sie auch eine emotionale Ebene mit einbeziehen“, wie Rose betont.

Rose ist es aber auch wichtig, deutlich zu machen, dass Deutschland sich heute der Verantwortung stellt, die aus dem Holocaust erwachsen ist: „Die Erinnerung an den Völkermord an Hundertausende Sinti und Roma hat einen festen Platz in der Gedenkkultur unseres Landes. Davon zeugen unzählige Gedenktafeln- und Orte in vielen deutschen Städten und Gemeinden, insbesondere das nationale Denkmal zur Erinnerung an die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin. Auch auf der politischen Ebene wird der Antiziganismus mittlerweile als ein Problem anerkannt, das die gesamte Gesellschaft betrifft.“ Auch die Tatsache, dass sich Wissenschaft und Politik der fortgesetzten Diskriminierung nach 1945 annehme, zeige, dass „in der Politik seit einigen Jahren ein Paradigmenwechsel“ stattfinden würde.

Das Festival „Latcho Dives“ findet vom 17. bis zum 25. Juni 2022 statt und bietet ein vielfältiges Programm mit Musik, Film, Tanz, Literatur, Diskussion und Beisammensein. Weitere Informationen auf der Homepage des Festivals https://www.latchodives.de/Programm/