Nachruf auf Ernst Tugendhat

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert gemeinsam mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum um Ernst Tugendhat, der am 13. März 2023 im Alter von 93 Jahren in Freiburg im Breisgau verstorben ist. Der Philosoph, der als Professor in Heidelberg und Berlin wirkte, gehörte nicht nur zu den bedeutenden Intellektuellen Deutschlands, sondern war auch ein langjähriger Freund der Sinti und Roma. „Mit Ernst Tugendhat verlieren wir einen treuen Weggefährten, der schon früh die Bürgerrechtsarbeit der deutschen Sinti und Roma konsequent unterstützt hat“, würdigt der Zentralratsvorsitzende Romani Rose den Verstorbenen. Und er fügt hinzu: „In seiner Funktion als Mitglied des Beirats der Gesellschaft für bedrohte Völker war Ernst Tugendhat ebenfalls ein engagierter Fürsprecher für verfolgte und bedrohte Minderheiten.“

Der Philosoph wurde 1930 im tschechischen Brünn als Sohn jüdischer Eltern geboren. Seine Familie emigrierte 1938 in die Schweiz und von dort zwei Jahre später nach Venezuela. Ab 1946 studierte er an der Stanford University in den USA und schloss sein Studium 1949 in Freiburg bei Martin Heidegger ab. Von 1966 bis 1975 war er Professor für Philosophie in Heidelberg und von 1980 bis 1992 an der Freien Universität Berlin.

In seinen Schriften hat der Wissenschaftler schon früh darauf hingewiesen, dass Sinti und Roma sowie Juden „von ihrem Schicksal her Geschwister“ seien. Deshalb hat er dem Zentralrat auch in seinem jahrelangen Ringen um das Holocaustdenkmal für die Minderheit in Berlin tatkräftig zur Seite gestanden.

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