Politisches Gespräch zu „Heimat und Identität“ mit StS. Dr. Markus Kerber am 23. Mai

Von links: Romani Rose, Dr. Markus Kerber, Dr. Klaus Welzel, Dr. Markus Kerber und Dr. Frank Reuter, 22.05.2019 © Dr. Markus Kerber, BMI

Am Donnerstag den 23. Mai fand im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma eine Podiumsdiskussion zu den Begriffen „Heimat“ und „Identität“ und ihrer häufig exkludierenden Konstruktion statt. Anlass war der Besuch des Staatssekretärs Dr. Markus Kerber aus dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma. Im Bundesinnenministerium konstituierte sich im März 2019 die von der Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vereinbarte „Unabhängige Kommission Antiziganismus“.

Neben Markus Kerber diskutierten auf dem Podium, Dr. Frank Freuter, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg und Mitglied der Kommission, und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Auf Nachfrage von Dr. Klaus Welzel, Chefredakteur der Rhein-Neckar-Zeitung, der die Veranstaltung moderierte, erläuterte  Markus Kerber zu Beginn die Aufgaben- und Arbeitsbereiche des neuen Heimat-Ressorts im Bundesinnenministerium: Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gleichwertige Lebensverhältnisse und Raumordnung. Dabei umfasst der erste Bereich alle integrationspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung und die vier nationalen Minderheiten in Deutschland (Dänen, Friesen, Sorben, Roma und Sinti).

Im Folgenden diskutierten die Podiumsgäste darüber, wie Heimat häufig durch die Konstruktion von Fremdheit, z.B. durch Zigeunerbilder inszeniert wird. Frank Reuter hob dabei positiv hervor, dass die Auseinandersetzung mit Antiziganismus in den letzten Jahren aus dem gesellschaftlichen und insbesondere auch wissenschaftlichen Schattendasein getreten sei. Wichtigstes Ziel sei es nun, mit der neuen Kommission, die „Alltagsdiskriminierung von Sinti und Roma zu erschließen“. Romani Rose kritisierte in diesem Zusammenhang, dass es noch heute häufig „kein Unrechtsbewusstsein“ bei der Äußerung und Reproduktion von Vorurteilen über Sinti und Roma gebe.

Romani Rose plädierte außerdem dafür, den „Heimat“-Begriff nicht den Nationalisten zu überlassen. Markus Kerber erklärte im Anschluss daran, „Heimat“ sei grundsätzlich ein umkämpfter politischer Begriff und gerade das mache ihn so wichtig, da er es ermögliche, verschiedene politische Positionen und Perspektiven zu artikulieren. Kerber selbst definierte Heimat über den Raum, „dort wo Leute zusammen leben“.