Antiziganismus gegen ukrainische Roma: Zentralrat fordert entschlossene Reaktion von Politik und Gesellschaft

Bericht der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus veröffentlicht
Eine Gruppe Menschen in einem hellen Raum bei einer Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion anlässlich der Vorstellung des MIA-Berichts über Antiziganismus gegen Geflüchtete aus der Ukraine, © Melde- und Informationsstelle Antiziganismus

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sieht sich durch den aktuellen Bericht der Melde- und Informationsstelle MIA über den wachsenden Antiziganismus gegen Roma aus der Ukraine bestätigt. So werden Angehörige der Minderheit, die ihr Heimatland wegen des Krieges verlassen, im Vergleich zu ihren ukrainischen Landsleuten in Deutschland mit antiziganistischen Motiven abgelehnt. Die Ursache dafür sind tief verwurzelte Einstellungen, die in der Bürokratie der Bundesrepublik auch nach dem Holocaust an 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa immer wieder Grundlage für den Umgang mit der Minderheit sind. Dieser Antiziganismus zeigt sich in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, beispielsweise bei der Unterbringung oder der Gesundheitsversorgung. Besonders schockierend ist nach Ansicht des Zentralrats, dass aufgrund der schrecklichen Erfahrungen Geflüchtete in die Ukraine zurückgekehrt sind, um der unwürdigen Behandlung in Deutschland zu entgehen.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, kritisiert: „Roma werden als Kriegsflüchtlinge wegen ihrer Abstammung rassistisch ausgegrenzt. Verstärkt wird dieser Antiziganismus auch durch die Berichterstattung einiger Medien. Deren vorurteilsbeladenes Bild sorgt für den Ausschluss der Minderheit von der deutschen Aufnahmekultur, nicht nur in der Bürokratie, sondern auch in der Gesellschaft.“ Rose weiter: „Dabei wird bewusst ignoriert, dass die Männer und Söhne der geflüchteten Roma zu Zehntausenden ihre Heimat an der Front verteidigen, wie bei anderen ukrainischen Geflüchteten auch. Dafür wurden sie auch ausgezeichnet. Die Menschen, die in Deutschland ankommen, sind durch den Krieg oft schwer traumatisiert und verdienen unseren Schutz und nicht die Ablehnung und den Antiziganismus, dem sie immer wieder ausgesetzt werden.“

Der Zentralrat macht deutlich, dass der Antiziganismus in der Vergangenheit immer wieder auch zu Übergriffen und Gewalt geführt hat und ruft dazu auf, dass die staatliche Bürokratie und die gesamte Gesellschaft aufgrund der Verantwortung aus der Geschichte den Antiziganismus genauso entschlossen ächten wie den Antisemitismus.

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