Studie der Europäischen Grundrechteagentur: 80 % der Roma laut neuer Studie von Armut bedroht

2016fra_eu_minorities_survey_web-coverWeitverbreitete Deprivation zerstört das Leben von Roma. Familien leben von der Gesellschaft ausgeschlossen in schockierenden Verhältnissen, und Kinder mit niedrigem Bildungsstand haben kaum Zukunftsaussichten – zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA). Der Bericht analysiert die Lücken bei der Inklusion von Roma in der gesamten EU, um den Mitgliedstaaten bei der Verbesserung ihrer Integrationspolitik Orientierungshilfe zu bieten.

„Unsere offenkundige Unfähigkeit in Europa, die Menschenrechte unserer Roma Gemeinschaften zu achten, ist inakzeptabel. Das Ausmaß an Deprivation, Ausgrenzung und Diskriminierung der größten Minderheit in Europa stellt rechtlich wie politisch ein schweres Versagen in der EU und ihren Mitgliedstaaten dar”, so der Direktor der FRA, Michael O’Flaherty. „Die Veröffentlichung dieser Erkenntnisse bietet die Gelegenheit, politische Entscheidungsträger zum Handeln zu bewegen und Ressourcen gezielt zur Beendigung dieser unhaltbaren Situation einzusetzen.“

Der Bericht über die Zweite Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung (EU-MIDIS II): Roma – ausgewählte Ergebnisse zeigt:

  • 80 % der befragten Roma sind armutsgefährdet; der EU-Durchschnitt liegt bei 17 %. 30 % leben in Haushalten ohne fließendes Wasser und 46 % haben weder Innentoilette, -dusche noch -bad;
  • 30 % der befragten Roma-Kinder leben in Haushalten, in denen jemand im vorigen Monat mindestens einmal hungrig schlafen ging;
  • 53 % der Roma-Kinder kommen durchschnittlich in den Genuss frühkindlicher Erziehung; oft beträgt dieser Prozentsatz weniger als die Hälfte ihrer Altersgenossen aus der Allgemeinbevölkerung im selben Land;
  • nur 30 % der befragten Roma haben eine bezahlte Arbeit, verglichen mit der durchschnittlichen EU-weiten Beschäftigungsquote von 70 % in 2015;
  • 41 % der Roma sind der Ansicht, dass sie im Laufe der letzten fünf Jahre in alltäglichen Situation, wie Suche nach Arbeit und in den Bereichen Wohnraum, Gesundheit und Bildung, Diskriminierung ausgesetzt waren;
  • 82 % der Roma kannten keine Organisation, die Opfer von Diskriminierung unterstützt.

Die Ergebnisse der Erhebung lassen erkennen, dass die Mitgliedstaaten allen Bemühungen zum Trotz ihre Integrationsziele, die ein Schlüsselelement des EU Rahmens für nationale Strategien zur Integration der Roma (2011) sind, weitgehend verfehlen.

Grundlage für den Bericht ist eine Erhebung, bei der Informationen zu Roma in neun Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) in 8 000 persönlichen Befragungen von Roma erhoben wurden. Der Bericht ist Teil der zweiten Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und Diskriminierung (EUMIDIS II), in deren Rahmen Daten zu Diskriminierungs- und Viktimisierungserfahrungen sowie zu Einkommens- und Lebensbedingungen von Einwanderern und ethnischen Minderheiten in allen 28 EU-Mitgliedstaaten zusammengetragen wurden.

Hinweise über die Europäische Grundrechteagentur FRA:

Source: Europäische Grundrechteagentur

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