Zentralrat verurteilt kalkulierten Tabubruch

Stellungnahme zur Gedenkstele des „Zentrums für politische Schönheit“

Mit der Aufstellung einer Säule vor dem Reichstagsgebäude in Berlin, die (angeblich) die sterblichen Überreste von NS-Opfern enthält, will das „Zentrum für politische Schönheit“ nach eigenen Angaben vor einer Koalition der CDU/CSU in Thüringen mit der AfD warnen und gleichzeitig darauf hinweisen, dass viele Massengräber in Deutschland und im ehemals nationalsozialistisch besetzten Europa nach wie vor weder identifiziert, noch deklariert oder geschützt werden. In sehr vielen Massengräbern liegen Sinti und Roma gemeinsam mit Juden als Opfer der Massenmorde.

Wenngleich der Zentralrat diese politische Intention der Initiatoren versteht, hält er die Art der Umsetzung für in keiner Weise akzeptabel. „Mit der Aneignung der Asche Verstorbener für eine künstlerische Intervention hat das Künstlerkollektiv bewusst eine Grenze überschritten und in Kauf genommen, damit die Empfindungen Überlebender des Holocaust und die Totenruhe ihrer ermordeten Angehörigen zu verletzen“, so Romani Rose heute. Die Kommerzialisierung des Holocaust durch das „Zentrum für politische Schönheit“, wie sie sich auf deren Webseite darstellt, ist nicht zu rechtfertigen, stellte Rose fest.

Die Vorstellung, dass diese Stele auch die Asche ihrer ermordeten Angehörigen enthalten könnte, ist für die Überlebenden unerträglich. Das zeigen zahlreiche Anrufe von Überlebenden der Sinti und Roma beim Zentralrat in den letzten Tagen. „Auch eine künstlerische Provokation muss die Menschenwürde und gerade bei den Ermordeten des Holocaust, die Totenruhe unbedingt respektieren“, so Rose.