Bertram Noback, Andreas Pflock, Andreas Schulz (Hg.): DENK-mal „smart“!

Ein Projekt zur Nutzung digitaler Kommunikationsformen bei der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

„Es kommt drauf an, wie man es vermittelt bekommt und wie sehr man sich mit dem Thema befassen will. Aber so intensiv, wie es jetzt möglich ist, wird es in Zukunft nicht mehr sein.“ Selina Tauschmann, Schülerin

Diese Aussage und zwei weitere im Schwerpunkttext „‚Erinnern‘ an der Nationalsozialismus“ waren Teil eines gemeinsamen Projektes, das bei einer Exkursion der drei Herausgeber zur Gedenkstätte für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Grafeneck entstand. Die Idee dahinter: Nicht über Jugendliche und über die Geschichtsvermittlung an Jugendliche zu reden, sondern Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbst einen Rahmen anzubieten, um über verschiedene Aspekte der gegenwärtigen Erinnerungskultur nachdenken und diskutieren zu können. In einer Alltagswelt, in der sich ein Großteil der Kommunikation in Chats abspielt, fiel schnell die Entscheidung, eine WhatsApp Gruppe zu gründen und diese per Smartphone als Diskussionsplattform zu nutzen.

Vier Monate lang chatteten fünf Schüler/-innen und sechs Studierende abendlich zu Themen wie u.a. „Täter-OpferWiderstand“, „Die Rolle von Filmen für die Wahrnehmung des Nationalsozialismus“ und „Die Bedeutung der Gedenkstätten bei der Vermittlungsarbeit“. Die Herausgeber wirkten dabei moderierend und begleitend mit. Bald kristallisierte sich heraus, dass diese Form der Auseinandersetzung weit mehr Möglichkeiten bot, als zunächst angenommen wurde. Einige wenige Teilnehmende kannten sich zwar bereits aus dem Studium oder der Schule. Die meisten wussten allerdings bis zum Abschluss des Projekts nicht, mit wem sie ihre Meinungen austauschten – sie hatten sich nie zuvor persönlich getroffen. Dennoch – oder gerade deshalb? – entstand ein sehr offener Dialog, bei dem Verständnis für die Argumente der oder des anderen entwickelt wurde, um schließlich auch an gemeinsamen Positionen zu arbeiten.

Die Offenheit, die Geduld und vor allem das große Interesse der Jugendlichen haben schließlich dazu motiviert, das Projekt zu dokumentieren. Durch Unterstützung des Studierendenrats der Universität Heidelberg, des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V. und dem Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum entstand ein Buch, das den Positionen der Jugendlichen eine angemessene Plattform bietet. Es hinterfragt, ob und inwieweit moderne Formen der digitalen Kommunikation neue Perspektiven für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit bieten können, wie z. B. als Werkzeug bei der Vor- und Nachbereitung von Gedenkstättenbesuchen. 

herausgegeben von Bertram Noback, Andreas Pflock, Andreas Schulz, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2018