Enthüllung einer Gedenktafel für den Holocaustüberlebenden und Bürgerrechtler Ranco Brantner in Ulm

Brantner mit Gitarre
Mitwirkung von Ranco Brantner beim Versöhnungsgottesdienst in der
katholischen Kirche St. Jakob in Dachau, 13. Juli 1980 (Foto: DZOK Ulm, Nachlass Brantner)

 

Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Gunter Czisch, erinnern heute anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel an das Leben und Engagement des Ulmer Sinto Ranco Brantner.

Die feierliche Einweihung findet heute, Dienstag, den 4. April, um 17.00 Uhr an der Wengenkirche (Wengengasse 8) in der Ulmer Innenstadt statt.

„Die Lebensgeschichte des Ulmer Sinto Ranco Brantner und seiner Familie steht stellvertretend für das Schicksal unserer Minderheit im Nationalsozialismus und die fortgesetzte Diskriminierung, der Sinti und Roma nach 1945 in der Bundesrepublik ausgesetzt waren. Gleichzeitig ist sie ein Manifest der Selbstermächtigung: Durch sein Engagement in der katholischen Kirche und seine Mitarbeit in der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma fand Ranco Brantner einen Weg, seinem durch das Trauma der NS-Verfolgung zerrissenen Leben einen selbstbestimmten Lebensentwurf entgegenzusetzen“, so der Zentralratsvorsitzende Romani Rose heute.

„Indem wir Menschen wie Ranco Brantner an ihren ehemaligen Wohnorten ehren, verankern wir nicht nur das Gedenken an den Holocaust, sondern vor allem auch die lange und schwierige Auseinandersetzung über die Anerkennung der an unserer Minderheit verübten Verbrechen im lokalen Gedächtnis. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, den Opfern der NS-Verfolgung ihre Identität und ihre Würde zurückzugeben“, so Rose weiter.

Ranco Brantner lebte von 1972 bis zu seinem Tod im Jahr 1996 in Ulm und war Mitglied der Wengengemeinde. 1931 in Chemnitz als Sinto geboren, wurde er mit 13 Jahren aufgrund der NS-Rassenpolitik zwangsweise sterilisiert. Zahlreiche seiner Angehörigen wurden ermordet. Ranco Brantner überlebte den Holocaust. Seit Ende der 1970er Jahre engagierte er sich in der Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma. Die offizielle Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma im Jahr 1982 durch die Bundesregierung ist auch seinem Engagement zu verdanken.

Weitere Informationen zu Ranco Brantner finden Sie auf der Internetseite www.verortungen.de des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, der Online-Übersicht von Gedenkorten an die Verfolgung von Sinti und Roma:

https://verortungen.de/lebenswege/brantner-ranco-sinti-ulm/

Die Anbringung der Tafel durch die Stadt Ulm erfolgt auf Initiative des Zentralrats und des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Sie konnte durch ein gemeinsames Engagement der Wengengemeinde, des Ulmer Stadtarchivs und des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg, wo sein Nachlass aufbewahrt wird, realisiert werden.

Untenstehend finden Sie die Rede von Romani Rose im Wortlaut.