Mit einer Delegation von Holocaustüberlebenden, deren Angehörigen und Vorständen seiner Landesverbände reiste der Zentralrat vom 14. bis zum 16. Dezember nach Berlin. Auftakt der Gedenk- und Bildungsreise bildete ein Besuch im Deutschen Bundestag, zu dem die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Petra Pau, eingeladen hatte. In einem Gespräch mit den Teilnehmern der Delegation sprach sich die Bundestagsvizepräsidentin gegen jede Form rassistisch diskriminierender Wahlwerbung aus: „Wenn jemand meint, Wahlkampf auf Kosten von Minderheiten machen zu müssen, werde ich mich dazwischen stellen und das parteienübergreifend“, so Frau Pau. Hier sollten sich „die Demokratinnen und Demokraten einig sein und keinen populistischen Versuchungen nachgeben.“ In diesem Zusammenhang verwies die Vizepräsidentin auf die Notwendigkeit der Einrichtung eines Expertenausschusses zum Anziginismus: „Die Bekämpfung von Antiziganismus ist nicht die Aufgabe der Minderheit, sondern die Aufgabe der gesamten Gesellschaft“, so Frau Pau. Der Zentralrat fordert seit Jahren die Einrichtung eines entsprechenden Expertenausschusses durch die Bundesregierung, der die Aufgabe haben soll, die Erscheinungsformen des Antiziganismus wissenschaftlich zu dokumentieren und einmal in jeder Legislaturperiode dem Bundestag und der Öffentlichkeit Bericht zu erstatten.
Im Anschluss an eine Führung zur Geschichte und Funktionsweise des Deutschen Bundestags besuchte die Delegation das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas.
Anlässlich des 74. Jahrestages von Himmlers Auschwitz-Erlass vom 16. Dezember 1944 erinnerte der Zentralrat am Donnerstag, den 15. Dezember 2016, in der Gedenkstätte Sachsenhausen mit einer Gedenkveranstaltung und einer Kranzniederlegung an die Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes an den Sinti und Roma. In seiner Gedenkansprache warnte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, vor einer „Polarisierung der Gesellschaft und einer Stärkung der politischen Ränder“, die insbesondere für Minderheiten wie die Sinti und Roma „eine große Gefahr darstellt“. Für das Land Brandenburg sprach der Vizepräsident des Landestages, Dieter Dombrowski.
Am Nachmittag veranstaltete der Zentralrat in der Berliner Repräsentanz des Dokumentations- und Kulturzentrums in Kooperation mit dem Minderheitensekretariat der vier autochthonen, nationalen Minderheiten einen Themennachmittag zu den nationalen Minderheiten in Deutschland. Judith Walde, die Leiterin des Minderheitensekretariats und ihre Mitarbeiterin Madlena Kowar informierten zur Geschichte der vier in Deutschland anerkannten Minderheiten, den Dänen, den Friesen, den Lausitzer Sorben und den deutschen Sinti und Roma und gaben einen Überblick über deren Organisationsstruktur und die internationalen Abkommen zum Minderheitenschutz.
Am Freitag, den 16. Dezember, nahm der Zentralrat am jährlichen Gedenken für die Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes an den Sinti und Roma im Bundesrat teil, anlässlich dessen die amtierende Bundesratspräsidentin Malu Dreyer die Gedenkansprache hielt. Im Anschluss an die Gedenkfeier lud die Bundesratspräsidentin die Überlebenden und Vorstände zu einem Empfang mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder. Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, betonte bei diesem Zusammentreffen die besondere Bedeutung, die der direkte Dialog mit den Vertreterinnen und Vertretern der Länder im Bundesrat für den Zentralrat und seine Landesverbände hat.
Zur Gedenkansprache von Bundesratspräsidentin Malu Dreyer
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