Als unerträglich und gleichzeitig als einen Spiegel des noch immer tiefverwurzelten antiziganistischen Denkens in einigen deutschen Polizeibehörden bezeichnet es der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, daß im Bundesministerium des Innern während des ‚Tags der offenen Tür‘ am 26. und 27. August dieses Jahres ein massiv antiziganistischer Vortrag direkt neben dem gemeinsamen Stand des Minderheitenrates stattfand. Auf Einladung des Beauftragten für die nationalen Minderheiten, Hartmut Koschyk, und des Bundesinnenministeriums hatte zuvor Romani Rose ein zentrale Statement auf dem ‚Tag der offenen Tür‘ abgegeben. Dabei hatte Romani Rose ausdrücklich auf die positive Entwicklung der Minderheitenrechte in Deutschland hingewiesen.
Unter dem Titel „Vorsicht Langfinger! Wie Taschendiebe tricksen und Sie Ihnen die kriminelle Tour erfolgreich vermiesen können!“ wurde von einem Mitarbeiter der Berliner Direktion der Bundespolizei vorgetragen, daß Roma als „Verbrecher-Clans organisiert“ seien und als „kriminelle Großfamilien durch Europa ziehen“. Der Vertreter der Bundespolizei führte in seinen Ausführungen außerdem aus, daß jede Ethnie, Nordafrikaner oder Polen, „ihre eigene kriminelle Methode“ habe.
Ein derart rassistischer Vortrag im Bundesministerium des Innern beschädige nicht nur die Polizei in Deutschland, sondern auch das Ansehen des Bundesministeriums des Innern als demokratischer Behörden, die den Prinzipien unseres Rechtsstaats verpflichtet sind, erklärte dazu heute Romani Rose.
„Es ist ein wirklich unglaublicher Vorgang, daß am Tag der offenen Tür im Bundesministerium des Innern, an dem viele Initiativen gegen Extremismus und Rassismus auftreten und insbesondere die nationalen Minderheiten an einem gemeinsamen Stand über die Anliegen und die Beiträge der Minderheiten zur deutschen und europäischen Wertegemeinschaft informieren, gleichzeitig die Bundespolizei im Stil längst vergangen geglaubter Zeiten Klischees und Vorurteile pauschal gegen Minderheiten erheben“, so Rose.
Dieser Vorgang stellt den Dialog zwischen den nationalen Minderheiten und der Mehrheitsgesellschaft in Frage und untergräbt das Vertrauen in den demokratischen Rechtsstaat, so Rose. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wendet sich wegen dieser Angelegenheit deshalb auch mit einem direkten Schreiben an Bundesinnenminister Thomas de Maizière.