„Antiziganismus im Netz – Erkennen, Monitoren, Melden“

Ein Seminar für Empowerment und Gegenstrategien

Einladung zum Seminar
ACHTUNG: der Seminartermin wird auf März-April 2019 verschoben
Von Freitag, 07. Dezember 2018 ab 16 Uhr
Bis Sonntag, 09. Dezember 2018 um 14 Uhr

DokuZ Sinti und Roma Berlin
Aufbau Haus am Moritzplatz
Prinzenstr. 84, Aufgang 2, 3.OG
(Zugang über Oranienstraße)
10969 Berlin

Thema und Hintergrund

Antiziganistische Hassrede ist in fast allen Online-Formaten und auf vielen Webseiten zu finden. Insbesondere rechtsextreme und populistische Gruppen und Akteure sind erfolgreich darin Antiziganismus im Netz zu propagieren, Hass zu schüren und Angehörige der Minderheit zu beleidigen und zu diffamieren.

Der Hass gegen Sinti und Roma, der in sozialen Medien, auf Webseiten und in Foren im Internet auftaucht, bedient sich dabei den tief verwurzelten und gesellschaftlich weit akzeptierten antiziganistischen Vorurteilen und Stereotypen. Oft in Anlehnung an die imaginäre und rassistisch aufgeladene Figur des „Zigeuners“. Die Bundesregierung registrierte von Januar bis November 2017 nur sechs Fälle von antiziganistischer Hassrede im Netz. Auch wenn der Straftatbestand „Antiziganismus“ in der Statistik für politisch motivierten Kriminalität (PMK) erst seit dem 1.1.2017 existiert, spiegelt diese unverhältnismäßig geringe Zahl von Strafanzeigen in keiner Weise die Realität wider.

Bestandsaufnahme und Monitoring von Antiziganismus im Netz

Doch gegenwärtig gibt es keine angemessenen Monitoring-Strukturen für antiziganistische Hassrede im Netz und auch den bereits existierenden zivilgesellschaftlichen Projekte gegen Hass im Netz mangelt es oft noch an Problembewusstsein und adäquate Handlungsstrategien bezüglich dem Phänomen Antiziganismus im Netz. Es gibt derzeit kaum Analysen dazu wie sich Antiziganismus im Netz darstellt und wie diesem begegnet werden kann. Im letzten transnationalen INACH-Bericht (International Network Against Cyber Hate) von 2017 wird neben Antisemitismus, anti-muslimischen Rassismus und Homophobie auch Antiziganismus als ein Themenfeld untersucht. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass nicht nur anonyme User sondern auch Politiker*innen und politische Parteien Antiziganismus im Netz verbreiten und das historisch tief verwurzelte rassistische Image nutzen und damit Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt gegen die Minderheit legitimieren.

Auch das von Bund und Ländern betriebene Kompetenzzentrum für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, jugendschutz.net, registriert und dokumentiert seit einigen Jahren Fälle von antiziganistischer Hassrede im Netz. 2010 fand Jugendschutz.net in seinem Monitoring-Bericht zum Thema antiziganistische Hassrede heraus, dass 59 Prozent der rechtswidrigen Online-Beiträge nicht aus einem rechtsextremen Umfeld stammten, sondern aus der Mehrheitsgesellschaft – antiziganistische Aussagen sozusagen sozial akzeptiert sind. Im Sommer 2018 führten jugendschutz.net, der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma (ZDSR) und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma ein Recherche-Pilotprojekt durch, bei dem gemeinsam antiziganistische Hassinhalte recherchiert und analysiert wurden. Unter den mehreren tausend dokumentierten Inhalten konnte eine Vielzahl an diskriminierenden Stereotypen, Hassinhalten und Gesetzesverstößen identifiziert werden.

Ziele der Veranstaltung

Im Rahmen dieses Wochenend-Seminars wollen wir uns gemeinsam mit Sinti und Roma Netz-Aktivist*innen und zivilgesellschaftlichen Institutionen und Akteuren den Strukturen und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit antiziganistischem Hass im Netz widmen. Wir wollen einen sicheren Raum schaffen, in dem Aktivist*innen über ihre eigenen Erfahrungen sprechen können und wir Strategien für den Selbstschutz und das eigene psychische Wohlbefinden entwickeln. Zudem möchten wir Sinti und Roma Netz-Aktivist*innen mit den institutionellen Akteuren in dem Bereich besser vernetzen und den Austausch fördern. Besonderes Augenmerk soll darauf liegen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, welche Ausdrucksformen und Sinnstrukturen Antiziganismus im Netz hat und wie Monitoring- und Meldestrukturen weiterentwickelt und ausgebaut werden können.

Aber eine Auseinandersetzung mit Antiziganismus im Netz bedarf nicht nur einer regelmäßigen und tiefgehenden Analyse und Berichterstattung, sondern auch einer breiten gesellschaftlichen Sensibilisierung. Zusammen wollen wir über Handlungs- und Gegenstrategien sowie Ansätze für die pädagogische Arbeit und politische Bildung nachdenken.

Zielgruppe der Veranstaltung

  • Online Aktivist*innen, die sich mit Antiziganismus im Netz auseinandersetzen
  • Medienbeauftragte von Sinti und Roma Selbstorganisationen
  • Mitgliedsorganisationen des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma
  • Zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich mit Hass in Netz auseinandersetzen

Eine Seminargebühr wird nicht erhoben, Übernachtung und Reisekosten können bei Bedarf erstattet werden.

Ein Online-Anmeldeformular finden Sie auf: 

Fragen bitte an zentralrat@sintiundroma.de

PROGRAMM (Termin wird verschoben)

Freitag, 7. Dezember 2018

16.00    Begrüßung und Einführung

  • NN | Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, jugendschutz.net, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

16.30    Antiziganismus im Web: Sinnstrukturen, Verbreitung und Dynamiken

  • Einstiegsvortrag und Vorstellung der Schwerpunktrecherche zu Antiziganismus online von jugendschutz.net
    Kommentar zum Monitoring von Sonja Kosche
    Austausch mit Teilnehmenden

18.00    Abendessen

19.00    Monitoring von antiziganistischer Hate Speech Online

Welche Projekt und Strukturen gibt es im Themenfeld Antiziganismus bereits und

  • Amaro Foro Monitoring Projekt
  • Facebook Gruppe Antiziganismus gegen halten

20.30    Gemeinsamer Ausklang des Abends (optional)

Samstag, 8. Dezember 2018

09.00    Rechtlicher und institutioneller Handlungsrahmen

  • Vortrag von jugendschutz.net zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und mehrdimensionalen Handlungsmöglichkeiten im Kontext antiziganistischer Hassrede
    Diskussion: Barrieren und Probleme in der Praxis 

10.30    Kaffeepause

11.00    CounterAct: Gegenstrategien, Prävention, Monitoring

AG 1: Gegenrede und Strategien gegen Antiziganismus im Netz (Zentralrat)

  • Netzwerke und Unterstützungsstrukturen, Counter Speech, Debunking the Myth, Argumentationsvorlagen

AG 2: Ansätze für die pädagogische Arbeit und politische Bildung (DokuZ Berlin)

  • Präventive Maßnahmen und Medientrainings für Jugendlichen und Schüler*innen, Journalist*innen und Medienschaffende – gemeinsame Überlegungen zu Ansatzpunkten

AG 3: Monitoring und Reporting (jugendschutz.net)

  • Tools und Strukturen für ein Monitoring, Trusted Flagger, NetzDG, PMK

13.00    Pause mit Mittagsimbiss

14.00    Präsentation der AG-Ergebnisse

14.30    Austausch und Vernetzung mit wichtigen Akteuren im Feld

15.30    Kaffepause

15.45    Praxisprojekte für eine positive Debatten- und Meinungskultur im Netz

17.00 Sensibilisierung und politische Arbeit gegen Antiziganismus im Netz

  • Wie können wir das Bewusstsein und die Handlungsfähigkeit gegen Antiziganismus im Netz stärker in der Zivilgesellschaft und Politik verankern

18.30    Gemeinsames Abendessen         

Sonntag, 9. Dezember 2018

09.30    Selbstschutz, emotionaler Umgang mit und Abgrenzung von Hate Speech

  • Interaktiver Einstieg zur individuellen Wahrnehmung von Hass im Netz
    Vortrag und Diskussion mbr-Berlin (tbc)          

11.00    Kaffeepause 

11.30    Gegenstrategien & Empowerment

  • Klärung des Bedarfs von Online-Aktivist*innen und Koordination von Gegenrede und Handlungsstrategien in unterschiedlichen Situationen
  • Wie können wir uns besser vernetzen und gegenseitig unterstützen? Welche Forderungen gibt es an die Politik und Zivilgesellschaft?
  • Follow-Up Pläne

12.30    Auswertung und Feedback

  • Reflexion der Teilnehmenden: wo stehen wir, welche Formen der Zusammenarbeit gibt es, was nehme ich mit, was hat mir gefehlt             

13.00    Mittagsimbiss

14.00    Abreise

 
 

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