Neuwahl des Vorstands von Zentralrat und Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma

Romani Rose als Vorsitzender bestätigt
Der neue Gesamtvorstand des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Nürnberg 17.4.2019 © Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung in Nürnberg wählten die Delegierten der Mitgliedsorganisationen ihren Vorstand neu. Anschließend wählte die Vorstände von Zentralrat und Dokumentationszentrum ihren Vorsitzenden und dessen Stellvertreter. Romani Rose bleibt Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, als seine Stellvertreter wurden für das Dokumentationszentrum der Vorsitzende des Bayerischen Landesverbandes, Erich Schneeberger, und der Vorsitzende des Sinti-Vereins Minden, Oswald Marschall, gewählt.  Für den Zentralrat wurden Matthäus Weiß, Vorsitzender des Verbandes in Schleswig-Holstein, und Jacques Delfeld, Vorsitzender in Rheinland-Pfalz, in ihren Ämtern bestätigt.

Während der Mitgliederversammlung wurden die aktuellen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft ausführlich debattiert. Zu den wichtigen Ergebnissen der Bürgerrechtsarbeit gehört die Einrichtung der Unabhängigen Expertenkommission Antiziganismus, die von Bundesinnenminister Horst Seehofer im März dieses Jahres nach langen Verhandlungen berufen wurde. Der Deutsche Bundestag debattierte in diesem Zusammenhang am 5. April ausführlich die Notwendigkeit, Antiziganismus konkret zu bekämpfen.

Romani Rose unterstrich in diesem Zusammenhang, daß sich die Auseinandersetzung mit Antiziganismus nicht allein auf die notwendige Dokumentation und Konfrontation mit aktuellem Rassismus beschränken dürfe. Genauso notwendig sei es, die zum Abbau von tiefverwurzelten Vorurteilen notwendige Empathie zu schaffen, dies könne nur durch die selbstbewußte öffentliche Präsentation der kulturellen Beiträge von Sinti und Roma zur deutschen und zur europäischen Geschichte geschehen. Hier sei das RomArchive – www.romarchive.eu – eine wertvolle Quelle, durch die Beiträge in Musik oder Theater, Literatur oder Film genauso sichtbar gemacht werden könne. Das RomArchive, das als Projekt über fast fünf Jahre hinweg von der Kulturstiftung des Bundes gefördert worden war, und das die Selbstrepräsentation von Sinti und Roma im Kontext ihrer jeweiligen Heimatländer leistet, wird vom Heidelberger Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma als integraler Teil der zukünftigen Arbeit übernommen.

Es sei eine der großen Herausforderungen für die nächsten Jahre, das RomArchive weiter auf der europäischen Ebene auszubauen und neue Felder zu erschließen. Hierzu gehöre etwa die historische Dokumentation der Beteiligung von Sinti und Roma in den Armeen ihrer Heimatländer, so Rose.

Hauptthema der diesjährigen Verbandstagung war das Oberthema „Bildung“; aus dem Bundesländern wurden die vielfältigen Initiativen und Programme im Bereich Schule ebenso vorgestellt wie in der politischen Bildung. Angesichts der immer wieder dokumentierten hohen Ablehnung von Sinti und Roma in der Bevölkerung – nach Studien der Universität Leipzig lehnen annährend 60 Prozent der Bevölkerung Sinti und Roma ab – sei der Bedarf gerade in den Schulen und in der Lehreraus- und –fortbildung sehr hoch, so Erich Schneeberger für den Bayerischen Landesverband. Aktuell wird hierzu eine gemeinsame Erklärung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma und der Kultusministerkonferenz (KMK) vorbereitet, die in den nächsten Wochen verabschiedet werden soll.

Eine weitere wichtige Aufgabe für den Zentralrat sei die Lage von Roma in den Ländern der Europäischen Union wie der Staaten in Südosteuropa und auf dem Westbalkan. Hier müsse der bestehende Antiziganismus konkret angesprochen werden als die Hauptursache für die desolate Situation, in der sich große Teile der Roma-Bevölkerung noch immer befinden. Der Zentralrat kooperiert bereits mit dem BMZ und dem Auswärtigen Amt, um Bleibeperspektiven für die Romabevölkerung gerade auf dem Westbalkan zu entwickeln. Noch immer sei die Situation vor Ort von kumulativer Diskriminierung gekennzeichnet, so daß sich Abschiebungen von Familien, die zum Teil seit über zehn Jahren in Deutschland leben und die hier in festen Arbeitsverhältnissen angestellt sind, verbieten. Gerade Familien, deren Kinder hier geboren wurden oder die hier in Ausbildungsberufen sich befinden, seien Abschiebungen geradezu widersinnig, was inzwischen auch von Handwerk und Industrie beklagt werde.

 

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