Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um Michail Krausnick

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um Michail Krausnick. Mit seinem Tod verlieren die Sinti und Roma in Deutschland einen Freund und Mitstreiter, der durch seine Bücher und Drehbücher den Opfern und den Überlebenden des NS-Völkermordes Erinnerung und Würde gegeben hat. 

Michail Krausnick war ein Mensch von ungemeiner Freundlichkeit und Beharrlichkeit, von Bescheidenheit und einer beeindruckenden Detailkenntnis (nicht nur) seiner Stoffe und Themen.  Mit seinem Buch „Da wollten wir frei sein“, das schon 1983 erstmals erschien, gab Michail Krausnick überhaupt erstmals einer Sinti-Familie, die die NS-Verfolgungen ebenso wie die bundesdeutsche Nachkriegsdiffamierung erfahren hatte, eine Stimme.  Mit diesem Buch wurde in der Form der oral history über die Konzentrations- und Vernichtungslager, über den Völkermord und über die beschämende deutsche Nachkriegsgeschichte direkt von einer der vielen betroffenen Familien berichtet.  Den nach der Haupterzählerin dieses Buches benannten „Hildegard-Lagrenne-Preis“ der Stadt Mannheim erhielt Michail Krausnick 2016.

Die ungemeine Empathie und sein Einfühlungsvermögen kennzeichnen alle Bücher von Michail Krausnick und besonders jene, die er mit und über Sinti und Roma schrieb.  Für den Zentralrat schrieb er „Elses Geschichte“ auf, die als achtjähriges Mädchen nach Auschwitz deportiert worden war und überlebt hatte.  Die Verfolgung von Sinti und Roma waren ein Dauerthema für Michail Krausnick, zu dem er immer wieder publiziert : „Wo sind sie hingekommen? Der Völkermord an den Sinti und Roma“ 1995 und „Auf Wiedersehen im Himmel! Die Geschichte der Angela Reinhardt“ 2001.  Auf der Basis dieses Buches entstand der gleichnamige Film über das Schicksal der Sinti-Kinder von der St. Josefspflege, die zuerst für rassenhygienische Versuche mißbraucht und dann nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet wurden.

„Michail Krausnick war ein Mensch, der die Fähigkeit hatte, den Sinti und Roma, die Überlebende des Holocaust oder deren Nachkommen waren, mit Respekt und Vertrauen gegenüberzutreten.  Wie nur wenige Menschen hatte er ein tiefes Verständnis für die Erfahrungen unserer Menschen in der deutschen Geschichte.  Unser tiefes Beileid gilt seiner Frau und seiner Familie“, erklärte Romani Rose zum Tod von Michail Krausnick.

 

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