Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma zeigt sich besorgt über die Zunahme antisemitischer Vorfälle in jüngster Zeit. Allein in dieser Woche ist es zu mindestens zwei solcher Vorfälle gekommen. In der Gedenkstätte im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden neun Baracken mit antisemitischen Parolen beschmiert und in Leipzig wurde am Montag der Musiker Gil Ofarim in einem Hotel diskriminiert, weil er offen eine Kette mit einem David-Stern trug.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, äußerte sich angesichts dieser menschenverachtenden Angriffe entsetzt und besorgt: „Auschwitz ist ein Symbol für den Zivilisationsbruch des Holocaust, dem 500.000 Sinti und Roma und 6 Millionen Juden zum Opfer fielen. Es erfüllt mich mit Entsetzen und Abscheu, dass es offensichtlich charakterlose Menschen gibt, die die Erinnerung an die Opfer mit Füßen treten und sie verhöhnen, in dem sie ihren Hass in Form von Schmierereien erneut über sie ergießen. Dieser Angriff zielt nicht nur auf die Menschen, die an diesem historischen Ort durch die Nazibarbarei ihr Leben verloren, sondern auch auf diejenigen, die überlebten und auf ihre Nachkommen. Er zielt auf uns alle, auf jeden Menschen, mit Verantwortungsbewusstsein. Dieser Angriff macht uns überdeutlich, dass wir Antisemitismus und Antiziganismus nur mit Aufklärung und Bildung begegnen können.“
Dass Antisemitismus den Menschen jederzeit in ihrem Alltag begegnen kann, zeigte der zweite antisemitische Vorfall, über den die Medien in dieser Woche berichteten. Die Aufforderung eines Leipziger Hotelmitarbeiters an den Musiker Gil Ofarim, seine Kette mit einem David-Stern zu verbergen, wenn er bedient werden möchte, ist symptomatisch für die Ablehnung, die Menschen in unserem Land erfahren, wenn sie sich öffentlich als Jüdin oder Jude zu erkennen geben.
Romani Rose erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die Ächtung des Antisemitismus und Antiziganismus keine Aufgabe von Minderheiten ist, sondern gesamtgesellschaftlich angegangen werden muss: „Wir leben in einer Zeit, in der in unserem Land und in ganz Europa Nationalismus, Antiziganismus und Antisemitismus wieder zunehmen und Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion beleidigt, diskriminiert, angegriffen und ermordet werden. Dass, wie Herr Ofarim beklagt, sich keiner der anwesenden Hotelgäste mit ihm solidarisiert hat, ist erschreckend. Schlimmer als die Diskriminierung an sich ist für die Betroffenen oftmals die ausbleibende Solidarität aus der Mehrheit, die schweigend dabeisteht. Den Kampf gegen Antiziganismus, Antisemitismus, und jede Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit können wir nur gewinnen, wenn wir uns alle gegen die zunehmenden Spaltungsversuche unserer Gesellschaft stellen und die Menschenrechte nach dem Zivilisationsbruch durch die Nazidiktatur verteidigen und durchsetzen.“