Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um die Holocaustüberlebende Helene Herzberger, die am 9. November 2022 in Bayreuth verstorben ist. Helene Herzberger wurde am 5. August 1934 als erstes Kind von Erich Kühn und seiner Ehefrau Hedwig, geborene Ernst, in Stettin geboren. Von ihrem 6. Lebensjahr an besuchte sie die Volksschule in Stettin/Pommerensdorf, aus der sie im Jahre 1942 aus Gründen der Rasse ausgeschlossen wurde. Von 1940 bis 1945 lebte sie mit ihrer Familie im Zwangslager Stettin-Kuhdamm. Ihre Mutter wurde zwangssterilisiert. Eine Schwester kam dort aufgrund der Haftbedingungen ums Leben. Durch die menschenunwürdigen Lebensumstände im Kindesalter erlitt Helene Herzberger schwere, bleibende Gesundheitsschäden.
Als sich die Rote Armee im März 1945 Stettin näherte, gelang Helene Herzberger und ihrer Familie die Flucht in Richtung Westen. Als Geflüchtete und rassisch Verfolgte hatten sie mit doppelter Diskriminierung zu kämpfen. Zunächst kam die Familie in Muggendorf, Kreis Ebermannstadt, unter und zog 1950 nach Bayreuth um. Hier lernte Helene ihren späteren Mann Brunhold Herzberger kennen, den sie 1957 heiratete. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor.
„Helene Herzberger war dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma immer eng verbunden. Sie begleitete uns über viele Jahre am 2. August zu den Gedenkveranstaltungen im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und zum Gedenken in Sachsenhausen und im Bundesrat. Als Zeitzeugin und Überlebende des Holocaust suchte sie das Gespräch mit jungen Menschen und förderte so das Verständnis für die Geschichte unserer Minderheit. Helene Herzberger war eine besondere Frau, die durch ihre würdevolle Ausstrahlung beeindruckte. Wir werden ihre liebenswürdige Art sehr vermissen und ihr immer ein ehrendes Andenken bewahren“, so der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose.