Mit großer Trauer haben die deutschen Sinti und Roma, die zu 80 Prozent der katholischen Kirche angehören, die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus aufgenommen. Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigte das Leben und Wirken des Oberhaupts der Katholischen Kirche:
„Es war dem Heiligen Vater ein Anliegen, sich besonders für Minderheiten, für die Armen, Kranken und Schwachen einzusetzen. Sein Pontifikat war geprägt von einem starken Fokus auf die sozialen Belange. Er nutzte seine Stimme, um auf die Bedürfnisse dieser Menschen hinzuweisen und sie zu stärken.“
Zugleich erinnerte Romani Rose daran, dass Papst Franziskus im September 2021 während seiner Reise in die Slowakei auf eigenen Wunsch Station in einer Roma-Wohnsiedlung in Kosice gemacht hatte. „Damit hat er den Fokus auf die Situation der 500.000 Roma gelegt, die in der Slowakei einen spezifischen Antiziganismus erdulden müssen, der apartheitsähnliche Ausprägungen trägt. Der Papst hat die Diskriminierung und Ausgrenzung der Roma verurteilt. Das war für die Minderheit ein wichtiges Zeichen der Solidarität.“
Papst Franziskus hatte bereits 2019 bei seiner Reise durch Rumänien Roma getroffen und um Vergebung für historische Diskriminierung gebeten. „Es war sein christliches Verständnis, alle Formen der Diskriminierung in den Blick zu nehmen“, so der Vorsitzende des Zentralrates.
In starker Erinnerung werde zudem seine Reise nach Lampedusa im Juli 2013 bleiben. Dabei handelte es sich um seinen ersten Pastoralbesuch außerhalb Roms seit seiner Wahl im März desselben Jahres. Dieser Besuch war eine Reaktion auf die damalige Flüchtlingskrise im Mittelmeer und sollte ebenfalls ein Zeichen der Solidarität sein.
„Wir wissen, dass tausende Menschen jedes Jahr im Mittelmeer ertrinken und wir wissen, dass Tausende in der Wüste von Tunesien und Libyen ausgesetzt werden, wo viele auch verdursten. Wir wissen auch, dass kein Land die Probleme von Krieg, Hunger und Umweltkatastrophen allein lösen kann“, betonte Romani Rose. Bereits in seiner Gedenkrede zum 80. Jahrestag der Auflösung des Lagerabschnittes B II e – in der Nacht zum 2. August 1944 waren im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau rund 4300 Angehörige der Minderheit ermordet worden – hatte er die Worte des Papstes auf der Mittelmeerinsel zitiert: „Er sagte dort: ,Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit zu weinen genommen.‘ Das Vermächtnis der Opfer von Auschwitz verbietet es uns, diese Gleichgültigkeit zu akzeptieren“, so der Vorsitzende des Zentralrates am Ort des Menschheitsverbrechen.
„Mit dem Tod von Papst Franziskus verlieren wir eine wichtige Stimme im Kampf gegen die Egoismen eines Nationalismus in Europa. Wir verlieren einen Mann, der mit großem Nachdruck auf die Ursachen von Flucht aufmerksam gemacht hat: Kriege, Ausbeutung, Klimakrise und wirtschaftliche Ungleichheit.“