Diesjähriger Europäischer Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma ehrt mit George Soros ein weltweites Feindbild von Nationalisten und Autokraten

Der Zentralrat und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma verleihen am 23. Oktober um 11 Uhr im Berliner Hotel Adlon den von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung ins Leben gerufenen und mit 15.000 Euro dotierten Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma an den US-amerikanischen Holocaustüberlebenden, Kosmopoliten und Philanthropen George Soros. Die Laudatio hält der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung, der parlamentarische Staatssekretär Michael Brand.

Mit dem Preis werden seit 2008 Persönlichkeiten und Organisationen, die sich in besonderer Weise um die Menschenrechtssituation von Sinti und Roma in Europa verdient gemacht haben, ausgezeichnet, unter ihnen die ehemalige Präsidentin des Europäischen Parlamentes Simone Veil (2010), der ehemalige slowakische Präsident Andrej Kiska (2019) sowie die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (2021). Der Stifter Manfred Lautenschläger will mit dem Preis Politik und Gesellschaft auf die Gefahren des anwachsenden Antiziganismus in Europa aufmerksam machen und daran erinnern, dass Holocaust auch die Ermordung von 500.000 Sinti und Roma bedeutet.

Der diesjährige Preisträger wird „für sein jahrzehntelanges Engagement für die gesellschaftliche Gleichstellung von Sinti und Roma“ ausgezeichnet, erklärt der Zentralratsvorsitzende Romani Rose. Soros und seine Open Society Foundations setzen sich seit über 30 Jahren vor allem in Ost- und Südosteuropa für die Minderheit ein. Sie ermöglichten 156.000 jungen Roma aus armen Verhältnissen Bildung und Ausbildung. „Damit haben“, so Rose, „Soros und seine Stiftungen zur beruflichen Selbstbestimmung dieser jungen Menschen, deren Familien oftmals unter apartheidsähnlicher Ausgrenzung in EU-Mitgliedsländern leben, beigetragen“. Rose verweist darauf, dass 85 % der Roma-Kinder in der EU armutsgefährdet sind, während es bei der übrigen Bevölkerung „nur“ 20 % der Kinder sind.

Mit dem Preis will der Zentralrat „ein sichtbares Zeichen gegen die antiziganistische Ausgrenzung der größten ethnischen Minderheit in Europa setzen“, betont Rose. Laut einer 2020 veröffentlichten EU-Statistik hatten 41 % der Roma in den letzten fünf Jahren Diskriminierung erfahren. Daher mahnt Rose: „Der Zentralrat sieht mit Sorge, dass sich der wieder aufkommende Nationalismus und Rechtspopulismus mit Hass und Hetze gegen Sinti und Roma und andere Minderheiten wenden.“

Thomas Tews
Wissenschaftlicher Leiter
E-Mail: thomas.tews@sintiundroma.de