Heidelberg, 30.7.2019 | Mit dem Bürgerrechtler Rev. Jesse L. Jackson Sr., Präsident der Rainbow/PUSH Coalition (RPC), und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, werden am 2. August in Auschwitz-Birkenau erstmals ein Vertreter der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und ein Vertreter der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma in Europa gemeinsam sprechen. Sie werden außerdem einen weltweiten Appell zu Engagement für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie und gegen jede Form von Rassismus unterzeichnen.
Zum 75. Jahrestag der Ermordung von etwa 4.300 Sinti und Roma am 2. August 1944 spricht mit Jesse L. Jackson Sr. erstmals ein Vertreter der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung beim Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma. Zu diesem historischen Anlass werden er und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, im Rahmen der Gedenkfeier ab 11 Uhr (Einlass 10 Uhr) einen gemeinsamen Appell unterzeichnen. Sie rufen damit weltweit zu solidarischem Eintreten gegen jede Form von Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus auf und appellieren im Bewusstsein der Geschichte an die Verantwortung eines jeden Einzelnen für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Der Appell richtet sich ausdrücklich auch an die internationale Staatengemeinschaft, Minderheitenrechte anzuerkennen und umzusetzen.
Im Vorfeld sagte Jesse L. Jackson Sr.:
„Die menschliche Seele wurde gemacht, um zu erschaudern und verletzt zu werden. Wir wurden gemacht, um aufzuschreien. Durch den Holocaust an den Sinti und Roma haben wir in das Angesicht des Bösen geblickt. Die Macht und der Schmerz dieser unmoralischen und unmenschlichen Tat müssen sich in der ewigen Auferstehung der Hoffnung ihren Weg bahnen. Der Kampf um die Seele der Menschlichkeit darf nicht aufgegeben werden. Die Tränen werden niemals trocknen, aber wir müssen die Hoffnung immer am Leben erhalten. Genauso wie wir uns an die Bürgerrechte in den USA erinnern und für sie kämpfen, genauso liegt uns auch der Kampf für die Würde und Gerechtigkeit für die Sinti und Roma am Herzen.“
(„The human soul is made to be shuddered and to be hurt. We’re made to cry out. We’ve seen the face of evil through the genocide against the Sinti and Roma people. The power and pain of this immoral and inhumane act must give way to an eternal resurrection of hope. The battle for the soul of humanity must not be surrendered. The tears will never stop flowing but we must always Keep Hope Alive. Just as we remember and fight for civil rights in the USA, so too we will keep the fight for dignity and justice of the Sinti and Roma people close to our hearts.“)
Romani Rose betonte, dass der Holocaust eine Verantwortung für alle Menschen bedeute:
„Es ist das Vermächtnis aller Opfer des Holocaust, aller von den Nazis ermordeten Menschen, das wir in uns tragen müssen. Dieses Vermächtnis müssen wir an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Dieses Vermächtnis fordert von uns, dass wir Verantwortung übernehmen für Demokratie und Rechtsstaat, für Menschenrechte und Menschenwürde. Heute und in der Zukunft.“
Jedes Jahr erinnern der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der Polnische Roma-Verband in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau an die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus. Bei der Gedenkveranstaltung sind die Regierungen Polens, Deutschlands und anderer Staaten, wie auch die internationalen Organisationen hochrangig vertreten. Für die Überlebenden des Holocaust sprechen die Auschwitz-Überlebenden Else Baker, Éva Fahidi-Pusztai und Nadir Dedic. Es werden bis zu 1.500 Gäste aus ganz Europa zu der Gedenkveranstaltung erwartet.
Akkreditierung:
Für die Akkreditierung und weitere Rückfragen steht Ihnen Thomas Baumann (thomas.baumann@sintiundroma.de / Telefon 06221 981126) gerne zur Verfügung. Für Filmaufnahmen außerhalb der Gedenkveranstaltung ist eine Akkreditierung durch das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau erforderlich. Auf Nachfrage senden wir Ihnen das Dokument gerne zu.
Interviews:
An der Gedenkfeier am 2. August werden die einige wenige ältere Menschen teilnehmen, die den Völkermord an Sinti und Roma überlebt haben. Dieses Ereignis ist für sie und ihre Angehörigen von großer Bedeutung, weil es sie und ihr Schicksal ehrt. Auf vorherige Anfrage können wir Interviews mit Überlebenden, mit Rednerinnen und Rednern, sowie mit teilnehmenden Institutionen ermöglichen. Für Interviewanfragen kontaktieren Sie bitte ebenfalls Thomas Baumann.
Zusätzliche Informationen zum Ablauf, zur Anfahrt, Biografien der Redner etc. finden sie unter https://bit.ly/2Y2YO4S
FÜR BILDJOURNALISTEN: Der Appell wird von Rev. Jesse L. Jackson Sr. (Präsident der Rainbow/PUSH Coalition), Romani Rose (Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma) und Roman Kwiatkowski (Vorsitzender der Vereinigung der Roma in Polen) am Denkmal im Rahmen der Gedenkveranstaltung am 2. August zwischen 11.00 und 12:30 Uhr in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Lagerabteilung B II e offiziell unterzeichnet.