Holocaust-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai mit 97 Jahren gestorben

Eva Fahidi-Pusztai (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma trauern gemeinsam um die jüdische Auschwitz-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai. Mit ihr ist eine der letzten Zeitzeuginnen des Holocaust von uns gegangen. Sie betrachtete es als ihre Pflicht, über das, was sie in Auschwitz erlebt hat, in der Öffentlichkeit zu berichten. Die 1925 im ostungarischen Debrecen geborene Éva Pusztai-Fahidi schrieb 2011 mit dem Buch »Die Seele der Dinge« ein aufrüttelndes Zeugnis des Holocaust. Sie berichtet darin über Ihre Familiengeschichte und schildert das Leben in Ungarn zwischen den beiden Weltkriegen. Vor allem aber schreibt sie über die traumatische Erinnerung an ihre Deportation als 18-Jährige in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags für Sinti und Roma berichtete Éva Fahidi-Pusztai am 2. August 2019 bei der offiziellen Veranstaltung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau darüber, wie sie selbst 70 Jahre zuvor Zeuge der Ermordung der letzten im Lagerabschnitt B II e des Vernichtungslagers verbliebenen 4.300 Sinti und Roma geworden war:

„Wir im Lager waren erstarrt vor Angst. Auch bleibt man nicht gleichgültig, wenn 4300 Menschen im Nachbarlager mit so drastischen Methoden, mit offenem Feuer aus Flammenwerfern in den Tod getrieben werden. So unerwartet, wie diese Aktion begonnen hatte, so unerwartet ist auf einmal Ruhe eingekehrt. Und das konnte man auch kaum aushalten. Man hörte von mehreren Zehntausenden von Menschen in den verschiedenen Lagern in Auschwitz-Birkenau laut das Herz klopfen. Und so oft ich mich an diese entsetzliche Nacht erinnere, weil ich es für meine Pflicht halte, darüber zu sprechen, damit es nicht in Vergessenheit gerät.“

Die bei dem Gedenken Anwesenden können sich noch heute an Fahidi-Pusztais leise und zerbrechliche Stimme erinnern, die sich mit einer nicht überhörbaren Botschaft gegen das Vergessen an die nachkommenden Generationen richtete.