Der 8. April, der Internationale Roma Tag, erinnert daran, dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die Bürgerrechte zu stärken und den Antiziganismus kontinuierlich und dauerhaft zu ächten. Es ist beschämend, dass Sinti und Roma in vielen Teilen Europas trotz ihrer Jahrhunderte alten Geschichte und trotz der Erfahrung des Holocaust noch heute mit Apartheid und Gewalt konfrontiert werden. Sinti und Roma sind keine „europäische Minderheit“ sondern Staatsbürger ihrer Heimatländer.
Der Internationale Roma Tag ist eine wichtige Gelegenheit, Politik und Gesellschaft an ihre Verantwortung aus der Geschichte zu erinnern. So hat sich insbesondere in den Ländern Südost- und Mitteleuropas in Zeiten von Corona die rassistische Ausgrenzung der Roma in allen Lebensbereichen von der Gesundheitsversorgung über die Bildung bis zu den Wohnverhältnissen noch verstärkt. Wissenschaftliche Studien zeigen seit vielen Jahren, dass Sinti und Roma der Minderheit angehören, die am meisten mit Diskriminierung konfrontiert wird. Der Vorsitzende des Zentralrats Romani Rose hob die noch immer desolate Situation der Sinti und Roma in vielen Teilen Europas hervor:
„Es ist beschämend, dass die fast 12 Millionen Sinti und Roma in Europa heute immer noch mit Ausgrenzung, Diskriminierung, Apartheid und Gewalt konfrontiert werden. Und das, trotz ihrer Jahrhunderte alten Geschichte, trotz des Holocaust, in dem im NS-besetzten Europa 500 000 Sinti und Roma ermordet wurden. In vielen Ländern haben die Menschenrechte nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Barbarei einen hohen Stellenwert. Doch gelten diese immer noch nicht für alle Sinti und Roma in Europa. Diesen beschämenden Zustand müssen wir gemeinsam, als gesamte Gesellschaft, endgültig ändern. Wir appellieren daher an die nationalen Regierungen, den strategischen EU-Rahmen umzusetzen und die Roma endlich als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft wahrzunehmen.“
Der im Oktober 2020 von der Europäischen Kommission vorgelegte ‚Strategische EU-Rahmen für Gleichstellung, Inklusion und Partizipation von Sinti und Roma‘ ist ein starkes Instrument zur Stärkung der Rechte der Minderheit in ihren jeweiligen Heimatländern und wird vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ausdrücklich begrüßt. Der Zentralrat unterstützt die Initiativen der Europäischen Union, die Verantwortung der Regierungen in den Mitgliedsstaaten zur Bekämpfung von Antiziganismus wahrzunehmen.
Mit Bürgerrechtsbewegung in Deutschland hat sich hier die Selbstbezeichnung Sinti und Roma durchgesetzt. Sinti und Roma sind daher keine „europäische Minderheit“, sondern deutsche Staatsbürger, so wie Roma in ihren verschiedenen Heimatländern Staatsbürger ihres Landes sind. Während der international gebräuchliche Begriff „Roma“ eine Vielfalt von Gruppen umfasst, sind die deutschen Sinti und Roma seit über 600 Jahren im deutschen Sprachraum ansässig und in Deutschland seit 1997 als nationale Minderheit anerkannt. Grundlage hierfür ist das Europäische Rahmenabkommen zum Schutz nationaler Minderheiten.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat zum 8. April ein Videostatement von Romani Rose veröffentlicht, das in voller Länge hier abgerufen werden kann: https://youtu.be/AyB-obN5_Fk