Auf Anregung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma hat die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen, welcher auch der Zentralrat angehört, im Jahr 2011 auf ihrem Jahreskongress in Eisenstadt eine Resolution zur „Solidarität mit den nationalen Minderheiten der Roma“ in ihren jeweiligen Heimatländern verabschiedet. Die Erklärung erfolgte angesichts der in einzelnen EU-Mitgliedstaaten Mittel- und Osteuropas weitgehenden Ausgrenzung der Roma-Minderheit aus fast allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.
Um die Resolution mit Leben zu füllen, sollten rasch konkrete Schritte zu ihrer Umsetzung folgen. In Zusammenarbeit mit dem Zentralrat entwickelte die FUEV daher das Pilotprojekt „Solidarität mit den Roma – Minderheiten als Brückenbauer“, welches in einer ersten Phase die Realisierung konkreter Maßnahmen in den Bereichen Arbeit und Wohnen und auf lange Sicht auch Maßnahmen im den Bereichen Bildung und Gesundheitsversorgung zum Ziel hat. Die Fokussierung auf die genannten Bereiche entspricht der Schwerpunktsetzung der Europäischen Kommission, wie sie in der Rahmenstrategie der Europäischen Union für die Verbesserung der Lage von Roma in Europa vom 5. April 2011 formuliert worden ist.
Das Besondere an dem Projekt ist, dass es gemeinsam mit Vertretern anderer nationaler Minderheiten realisiert werden soll. Dieser Ansatz ist vielversprechend, da die in der FUEV vertretenen Minderheitenorganisationen über Fachwissen in unterschiedlichen Bereichen (z.B. im ökologischen Landbau) und über eine spezifische Infrastruktur in personeller und materieller Hinsicht verfügen, die gewinnbringend in das Projekt eingebracht werden können. Der Projektansatz verfolgt darüber hinaus den Gedanken, dass die Solidarisierung von Minderheitenangehörigen untereinander und ein gemeinsames Auftreten nach außen die Anerkennung und Wahrnehmung der jeweiligen Minderheiten verbessern und die Sensibilität für ihre Belange in der Öffentlichkeit erhöhen kann. Erfahrungen beispielsweise mit dem „DialogforumNorden“ im deutsch-dänischen Grenzland – einer gemeinsamen Kommunikations- und Artikulationsplattform aller autochthonen Minderheiten der Region – belegen diesen Effekt.
Das Pilotprojekt ist von der FUEV als modellhaftes Aktionsprogramm konzipiert, dessen Übertragbarkeit auf andere Minderheiten, die von ähnlicher struktureller Ausgrenzung wie die Roma betroffen sind, von vornherein beabsichtigt ist. Um dies zu ermöglichen, hat der Zentralrat die Entwicklung einer bei der FUEV anzusiedelnden „Development-Agency“ angeregt, die das bei der Umsetzung der Teilprojekte erworbene Wissen akkumuliert und für zukünftige Projekte abrufbar macht. Um die Nachhaltigkeit der Projektaktivitäten zu gewährleisten, ist die Einbeziehung sowohl der Betroffenen als auch lokaler Nichtregierungsorganisationen in die Entwicklung und Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen eine zentrale Bedingung. Damit soll auch vermieden werden, dass das Projekt in Konkurrenz zu bereits bestehenden Initiativen und um die ohnehin knappen finanziellen Ressourcen tritt.
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