Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um Roman Herzog. Sein Name steht für das Bekenntnis der besonderen historischen Verantwortung des deutschen Staates für die Minderheit der Sinti und Roma. In seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg am 16. März 1997 hat Roman Herzog wie kein deutsches Staatsoberhaupt vor ihm die besondere historische Dimension des Völkermords an den Sinti und Roma und die Parallelität dieses Verbrechens mit der Shoa hervorgehoben. Er sagte: „Der Völkermord an den Sinti und Roma ist aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz und dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung durchgeführt worden wie der an den Juden. Sie wurden im gesamten Einflussbereich der Nationalsozialisten systematisch und familienweise vom Kleinkind bis zum Greis ermordet.“
Herzog verstand seine Rede als Aufforderung an die deutsche Gesellschaft und an die Geschichtsschreibung, sich mit diesem Teil des Holocaust nach Jahrzehnten des Verdrängens auseinanderzusetzen. Als er 1995 anlässlich des 50. Jahrestags der Befreiung als erster deutscher Bundespräsident die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau besuchte, traf er sich in Krakau auch mit einer Delegation des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, der viele Auschwitz-Überlebende angehörten.
Herzogs Rede vom März 1997 war eine Zäsur im Prozess der Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma. Seine oben zitierte zentrale Aussage wurde auf dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin verewigt.
Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, würdigt den verstorbenen Altbundespräsidenten mit folgenden Worten: „Roman Herzog war ein großer Staatsmann, dem wir Sinti und Roma viel verdanken. Seine historische Rede vom März 1997 ist Vermächtnis und Verpflichtung für die Zukunft zugleich. Mit Roman Herzog haben wir eine wichtige Stimme und einen leidenschaftlichen Demokraten verloren.“