Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma hat heute das Webportal „‘Rassendiagnose: Zigeuner‘. Der Völkermord an den Sinti und Roma und der lange Kampf um Anerkennung“ gelauncht. Unter www.sintiundroma.org wird anhand zahlreicher Videos, Interviews, Fotos und Dokumente der Holocaust an der Minderheit thematisiert. Außerdem dokumentiert die Internetseite die Geschichte der Überlebenden im Nachkriegsdeutschland, die Erfolge der Bürgerrechtsbewegung sowie die Menschenrechtssituation in Europa nach 1989.
Ab März 1943 wurden annähernd 23.000 Sinti und Roma aufgrund des Deportationsbefehls Heinrich Himmlers nach Auschwitz-Birkenau deportiert, der größte Teil stammte aus dem Reichsgebiet. Zahlreiche Gedenkveranstaltungen erinnern dieser Tage deutschlandweit an dieses unvorstellbare Verbrechen. Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma ist in der jahrhundertelangen gemeinsamen Geschichte von Minderheit und Mehrheit ohne Beispiel. Dennoch war er nicht voraussetzungslos: Eine von Vorurteilen und Feindseligkeit geprägte Haltung gegenüber Sinti und Roma ist tief in der europäischen Geschichte verankert.
Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma möchte mit seinem neuen Webportal www.sintiundroma.org einerseits diese Vorurteile und Feindseligkeiten widerlegen, andererseits den Völkermord an den Sinti und Roma dokumentieren: von der Ausgrenzung und Entrechtung der Minderheit im Deutschen Reich bis zu ihrer systematischen Vernichtung im besetzten Europa. Der menschenverachtenden Perspektive der Täter werden Zeugnisse der Opfer gegenübergestellt.
Historische Familienfotos von Sinti und Roma geben Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen und lassen sie als Individuen hervortreten. Diese Selbstzeugnisse zeigen die Menschen in ihrer Individualität und Personalität und bilden einen wichtigen Gegenpol zu den bis heute wirkmächtigen „Zigeuner“-Klischees. Sie machen die zerstörten Lebenswege hinter den abstrakten Dokumenten der bürokratisch organisierten Vernichtung sichtbar.
Behandelt wird auch die Geschichte der Überlebenden im Nachkriegsdeutschland, die erst spät als NS-Opfer anerkannt wurden. Es war die Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma, die die ideologischen und personellen Kontinuitäten aus der Zeit des „Dritten Reiches“ zum Gegenstand einer gesellschaftlichen Debatte gemacht hat. Am Ende der Ausstellung steht ein Ausblick auf die Menschenrechtssituation der Sinti- und Roma-Minderheiten in Europa nach 1989.
Die Webseite ist inhaltlich an die 2017 fertig gestellte transportable Ausstellung „‘Rassendiagnose: Zigeuner‘. Der Völkermord an den Sinti und Roma und der lange Kampf um Anerkennung“ angelehnt, erweitert diese jedoch um zahlreiche Videos, Fotos und Dokumente, die in der Ausstellung aus Platzgründen nicht gezeigt werden konnten.
Pädagogen und Lehrkräften wird mit dem Webportal www.sintiundroma.org ein zeitgemäßes Werkzeug an die Hand gegeben, jungen Menschen die Geschichte des Holocaust an den Sinti und Roma beispielsweise im Rahmen einer Unterrichtseinheit zu vermitteln. Aber auch zum selbstständigen Erarbeiten oder zur Vertiefung des Themas ist das Webportal aufgrund seiner intuitiven Menüführung geeignet.
Die transportable Ausstellung und das Webportal „‘Rassendiagnose: Zigeuner‘. Der Völkermord an den Sinti und Roma und der lange Kampf um Anerkennung“ wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.