Pressemitteilung: Trauer um Albert Wolf

Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und Landesverband Bayern trauern um Bürgerrechtsaktivisten
Eine Gruppe Menschen in feierlicher Kleidung in einem prunkvollen Raum
Albert Wolf bei der Unterzeichnung des Änderungsvertrags zum Staatsvertrag zwischen dem Freistaat Bayern und dem Bayerischen Landesverband in der Staatskanzlei im März 2023; Bildrechte:
Verband Deutscher Sinti und Roma Landesverband Bayern e.V.

Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Gründungsmitglied des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern e. V. und stellvertretenden Vorsitzenden, Albert Wolf. Er verstarb am 24. Oktober 2024 im Alter von 90 Jahren nach langer Krankheit in Augsburg. Mit Albert Wolf verlieren wir eine engagierte Stimme im Kampf für die Bürgerrechte der Deutschen Sinti und Roma und gegen das Vergessen.

Albert Wolf wurde am 8. März 1934 in Graz geboren. Seine Kindheit endete brutal durch die Schrecken des Nationalsozialismus, als seine Familie 1939 in das Zwangsarbeitslager Salzburg-Maxglan verschleppt wurde. Hier musste er bis Kriegsende unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und Sklavenarbeit leisten. Der Verlust seiner Schwester Aloisia, die in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde, prägte sein späteres unermüdliches Engagement für die Erinnerungsarbeit.

Nach Kriegsende erarbeitete sich Albert Wolf trotz der erlittenen Entbehrungen eine neue Existenz und stieg in Osterhofen zum erfolgreichen Textilkaufmann auf. Ehrenamtlich setzte er sich zeitlebens dafür ein, die Kultur, Sprache und Traditionen der deutschen Sinti an künftige Generationen weiterzugeben. Seine Teilnahme an zahlreichen Gedenkveranstaltungen, seine Auftritte beim Europaparlament und bei den Vereinten Nationen sowie sein Engagement in der Jugendarbeit zeugen von seinem unermüdlichen Einsatz für Versöhnung und Verständigung.

Für seine außerordentlichen Verdienste wurde Albert Wolf 2022 mit dem Bayerischen Verfassungsorden ausgezeichnet. Neben seinem politischen Engagement setzte er sich auch im Sport ein, wo er 15 Jahre lang als Trainer und Manager im Billard-Club Osterhofen wirkte und sich besonders der Förderung junger Menschen widmete.

Der Vorsitzende des bayerischen Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, Erich Schneeberger, erklärte heute zum Tode von Albert Wolf: „Mit Albert Wolf verlieren die bayerischen Sinti und Roma einen der letzten Zeitzeugen des nationalsozialistischen Völkermords an unseren Menschen und einen bedeutenden Kulturträger. Sein Tod ist für uns ein unermesslicher Verlust. Albert Wolfs Vermächtnis bleibt für uns Verpflichtung und Inspiration zugleich. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen.“

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigte die Verdienste von Albert Wolf um Verständigung und Versöhnung: „Dies hat Albert Wolf immer in den Vordergrund gestellt, wenn er als Zeitzeuge Schulen und andere öffentliche Einrichtungen besucht hat. Für ihn hat Erinnerung immer bedeutet, Demokratie und Rechtsstaat zu stärken. Der Zentralrat trauert um eine Persönlichkeit, die in der Bürgerrechtsarbeit der Sinti und Roma Großes geleistet hat.“