Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, wird am Freitag, den 10. Dezember 2021 auf Einladung der Frankfurter Bürgermeisterin Dr. Eskandari-Grünberg anlässlich des Tags der Menschenrechte in der historischen Frankfurter Paulskirche ein Grußwort sprechen.
In seiner Ansprache wird Romani Rose an die europäischen Politikerinnen und Politiker appellieren, angesichts der Situation der schutzsuchenden Menschen an der EU-Außengrenze von Polen und Litauen zu Belarus ihrer historischen Verantwortung gegenüber dem Vermächtnis der 500 000 im Holocaust ermordeten Sinti und Roma und 6 Millionen Juden gerecht zu werden:
„Wenn jedoch wieder Menschen, die vor Verfolgung, Hunger und Krieg aus ihren Heimatländern fliehen, zur politischen Manövriermasse degradiert werden, wie derzeit an der EU-Außengrenze von Litauen und Polen zu Belarus, dann ist das ein Verbrechen, das uns alle beschämen muss. Um es ganz klar zu sagen: was dort gerade passiert, ist nichts weiter als ein Bruch von international anerkanntem Recht von allen Beteiligten. Dazu zählen für mich nicht nur die Regierungen von Belarus, Polen und Litauen, sondern alle, die akzeptieren, dass dort Menschen hungern, frieren und sterben und damit das Vermächtnis der Opfer von Auschwitz ignorieren.“
Mit Blick auf die menschunwürdigen Bedingungen unter denen Millionen von Menschen auf der Flucht aus ihren Heimatländern zu leben gezwungen sind, sagt Rose weiter: „Wir müssen schnelle und unbürokratische Lösungen finden, damit nicht weiter Menschen an den Außengrenzen der EU ihr Leben verlieren – nicht nur in Belarus, Polen und Litauen, sondern auch auf dem Mittelmeer, dem Balkan, oder anderen Fluchtrouten.“
Rose wird daran erinnern, dass auch in Deutschland die vom Rechtstaat garantierten Menschenrechte oftmals nicht für alle gleichermaßen gelten: „Wenn im Februar diesen Jahres Polizisten in Singen in Baden-Württemberg ein 11-jähriges Kind einer Sinti-Familie in Handschellen auf die Wache führen, ohne seine Eltern zu benachrichtigen und ihn dort mehr als eine Stunde festhalten und rassistisch beschimpfen, dann hat das mit rechtstaatlichen Grundsätzen nichts tun, sondern mit tief verwurzeltem, institutionalisiertem Antiziganismus.“
Rose wird dazu aufrufen, die Verteidigung der Demokratie und des Rechtsstaats als eine Aufgabe anzunehmen, der sich die gesamte Gesellschaft stellen muss: „Der Kampf gegen Antiziganismus, Antisemitismus und den neuen Nationalismus, der sich in den vergangenen Jahren in ganz Europa und der Welt ausgebreitet hat, ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung. Er ist der Garant für unseren inneren und äußeren Frieden in Europa.“
Die Rede im Wortlaut befindet sich hier (Sperrfrist beachten):
2021-12-01 Rede Paulskirche_Sperrfrist