Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, verurteilt die Aussage des britischen Komikers Jimmy Carr, der in seinem auf dem Streamingdienst Netflix ausgestrahlten Programm „His Dark Materials“ den Völkermord an Sinti und Roma als etwas Positives bezeichnet hat, auf das Schärfste:
„Wenn der britische ‚Unterhaltungskünstler‘ Jimmy Carr glaubt, es sei angebracht, beleidigende Witze über das Leid von 500.000 ermordeten Sinti und Roma zu machen, nur um sich anschließend selbst als Opfer der ‚Cancel Culture‘ im öffentlichen Diskurs präsentieren zu können, dann offenbart er damit vor allem seine Menschenverachtung gegenüber den Opfern des Holocaust. Bei uns deutschen Sinti und Roma gibt es keine Familie, die nicht Angehörige im Holocaust verloren hat. Von meiner Familie waren es 13 Personen, darunter meine Großeltern. Der Holocaust war, wie er weiß, kein Witz.
Jimmy Carr weiß auch, dass ein Großteil seines Publikums seine nachgeschobene pädagogische Erklärung, er habe auf den oftmals unbekannten Völkermord an den Sinti und Roma hinweisen wollen, nicht ernst nimmt. Bei ihnen bleibt nur die billige Pointe hängen, die tiefsitzenden antiziganistischen Hass bedient.
Künstlerinnen und Künstler, die im Rampenlicht stehen und viele Menschen erreichen, haben eine große Verantwortung. Genauso die Konzerne wie Netflix, die solche Ausfälle verbreiten. Wenn Jimmy Carr seine Verantwortung dahingehend interpretiert, dass es in Ordnung sei, Menschen zu verhöhnen, die nicht eine so große öffentliche Reichweite besitzen wie er, dann sollten Sendeanstalten und Medienkonzerne eine zukünftige Zusammenarbeit mit ihm überdenken. Jimmy Carr will durch einen billigen Witz, der im Übrigen nicht sein erster Ausfall gegen die Angehörigen der Minderheit war, nicht nur die Überlebenden des Holocaust an den Sinti und Roma und deren Nachkommen verhöhnen, er vergiftet das gesellschaftliche Klima und trägt gefährlich zur Spaltung unserer Gesellschaft bei.
Er glaubt darüber hinaus, bestimmen zu können, was Menschen lustig zu finden haben und was nicht. Ich appelliere auch an die Medien, die jetzt in aller Welt über diesen Zwischenfall berichten, auch in Zukunft ihren Blick auf den weltweit zunehmenden Antiziganismus zu richten, der aufgrund der Geschichte genauso zu ächten ist, wie der Antisemitismus.“