Vor drei Monaten starben Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu und Frau R. bei dem rassistischen Attentat in Hanau. Gemeinsam mit der Bildungsstätte Anne Frank, dem Verband der Beratungsstellen für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, der Initiative 19. Februar Hanau und dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma startete die Amadeu Antonio Stiftung eine Spendensammlung für die Betroffenen. Mehr als 100.000 Euro sind seitdem unter dem Stichwort „Hanau“ beim Opferfonds CURA eingegangen. Dafür großen Dank an alle, die sich beteiligt haben: mit Spenden, Teilen des Aufrufs und der Erinnerung daran, dass das Gedenken den Betroffenen, nicht dem Täter gelten soll – und dass es ein tätiges Gedenken sein muss.
Was geschieht mit den Spenden?
Bis Mitte Mai haben 65 Personen Zuwendungen erhalten, um die materiellen Folgen des Anschlags zu lindern: Beerdigungskosten, Traumatherapien, Anwaltsgebühren, Verdienstausfälle durch den Verlust des Arbeitsplatzes oder der gesamten Existenzgrundlage, Umzugskosten, Fahrtkosten zur Beisetzung und Therapie. Das sind z.B. nahe Verwandte der Getöteten, Partner*innen, Verletzte, unverletzt Überlebende, gefährdete Zeug*innen – die enger gefasste Betroffenengruppe. An sie wurde die Spendensumme zu gleichen Teilen ausgezahlt; wir gehen davon aus, dass noch bis zu 20 Personen zu dieser Gruppe hinzukommen werden.
Ein kleiner Teil der Spenden wurde für Spätfolgen, wie sie bei schweren Traumata regelmäßig zeitverzögert auftreten, und für eine erweiterte Betroffenengruppe zur Seite gelegt, wenn Bedarfe in der Beratung deutlich werden. Dazu gehören z.B. Angestellte aus den angegriffenen Bars, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, oder Freund*innen von Getöteten, die eine Zeit lang nicht mehr arbeiten können.
Wie geht es weiter?
Die Situation bleibt für die Betroffenen angespannt und mit Corona zusätzlich schwierig, die Anschlagsfolgen zu bewältigen ist in der Isolation oft umso schwieriger. So sind die Ladenbesitzer*innen noch nicht bei den Härteleistungen nach Anschlägen berücksichtigt worden – hier kämpfen die Beratungsstellen mit ihnen um die Rettung ihrer Existenzen.
Der Opferfonds CURA ist also weiter auf Ihre Zuwendungen und Ihr Engagement angewiesen. Wir freuen uns jetzt schon auf die vielen geplanten Aktionen, Benefizkonzerte und Fußballspiele, die in den Herbst verschoben werden mussten – Eure Hilfe wird auch dann wichtig und willkommen sein!
Und, last but not least, auch dies ist wichtig: Eine Geldzuwendung kann helfen, Folgekosten des Traumas zu bewältigen, doch mindestens ebenso wichtig sind persönliche, praktische Begleitung und Unterstützung. Auch in Zeiten von Corona waren und sind die Initiative 19. Februar Hanau und die Beratungsstellen vor Ort für die Betroffenen da und unterstützen sie bei allem, was Geld allein nicht lösen kann. Deshalb möchten wir Ihnen auch diese Engagierten ans Herz legen – deren Arbeit ebenfalls nur mit Ihrer Hilfe möglich ist. Auch für den neu geschaffenen Raum der Initiative, der ein Ort für Begegnung und Erinnerung mitten in Hanau ist, wird Ihre Unterstützung benötigt.
Spendenlink:
www.amadeu-antonio-stiftung.de/hanau
Kontoverbindung des Opferfonds CURA:
Amadeu Antonio Stiftung
GLS Bank Bochum
IBAN: DE75 4306 0967 6005 0000 02
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: „HANAU“