Als unbefriedigend bezeichnet der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, die von Bürgermeister Volker Rübo gegebene Erklärung zu den Antisemitismus-Vorwürfen gegenüber Mitarbeitern des Kempener Bauamtes.
Nachdem ein erstes Gespräch zwischen der Stadtverwaltung und der betroffenen freikirchlichen Gemeinde gescheitert war, hatte Bürgermeister Rübo die erhobenen Vorwürfe grundsätzlich zurückgewiesen. Bei dem Gespräch hatten auch der Eigentümer sowie der Anwalt des betreffenden Anwesens, auf dem die Freikirche Räume angemietet hat, teilgenommen. Diese bestätigten einhellig die antisemitische Qualität der Aussagen, die bei einer Bauprüfung im Januar 2020 gefallen seien.
Dass Bürgermeister Rübo bedauert, dass dieser Vorfall nicht unmittelbar zu einer Kenntnis gekommen und sei und so zeitnah hätte aufgeklärt werden können, entbindet ihn nicht von der Pflicht, die Vorwürfe jetzt aufzuklären. Es kann nicht sein, dass die Stadtverwaltung auf die erhobenen Vorwürfe derart unsensibel reagiert und damit die Aufklärung für hinfällig hält. Insbesondere sei die Aussage des beteiligten Anwaltes, der bereits seine Stellungnahme öffentlich gemacht hat, schwerwiegend. Die monierten Aussagen seien von „einer solchen Vehemenz, dass man über diese Äußerungen schockiert sein musste. […] Aufgrund der Wortwahl konnte man jedoch auf eine antijüdische Einstellung schließen.“
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma fordert daher Bürgermeister Rübo und die Kempener Stadtverwaltung auf, die Vorwürfe weiter aufzuklären, das Gespräch mit der Freikirchlichen Sinti-Gemeinde fortzusetzen und besonders auch eine offenkundig notwendige Sensibilisierung gegenüber antisemitischen und antiziganistischen Äußerungen und Positionen in der Stadtverwaltung vorzunehmen.
Herbert Heuß
Wissenschaftlicher Leiter