Gestern, am 10. Juli 2019, wurde Zilly Reichmann 95 Jahre alt. Sie hat das Konzentrationslager Lety in Böhmen und dann das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überlebt – ihre kleine Tochter, ihre Eltern, ihre Schwester mit sieben Kindern und viele weitere Verwandte wurden in der Nacht vom 2. Augsut 1944 dort in den Gaskammern ermordet. Ihr Bruder wurde als Soldat von der Ostfront nach Auschwitz-Birkenau verschleppt, er traf dort in seiner Uniform ein. Zilly Reichmann wurde in das Konzentrationslager Ravensbrück zur Zwangsarbeit deportiert.
Zilly Reichmann stammt aus einer alten Sinti-Familie, die Eltern betrieben eines der ersten Wanderkinos in Deutschland. Sie hat erst spät als Zeitzeugin über Ihr Schicksal und das ihrer Familie gesprochen. Die Erinnerung an die Verfolgung ist bei ihr – wie bei allen Überlebenden und ihren Angehörigen – stets gegenwärtig.
„Für uns sind die Erinnerungen unserer alten Menschen von sehr hohem Wert. Sie bewahren als Zeitzeugen das Vermächtnis unserer Opfer, der Opfer des Holocaust. Im Namen des gesamten Vorstands und aller Mitglieder des Zentralrates wünschen wir Zilly Reichmann Gesundheit und alles Gute !“, sagte Romani Rose.
Der Historiker Heiko Haumann beschreibt in seinem Buch ›Die Akte Zilli Reichmann‹ detailliert und eindringlich das Leben von Zilly Reichmann und damit auch die Lebenssituation der deutschen Sinti vor 1933, während des NS und nach 1945.
Herbert Heuß, Wissenschaftlicher Leiter