Zentralrat Deutscher Sinti und Roma Teil des Demokratiefestes der Bundesregierung

Eine Gruppe Menschen verfolgt die Erklärungen eines Mannes.
Impressionen vom Spreebogen beim Demokratiefest in Berlin, 26.05.2024. © Sebastian Rau/photothek.de;

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat als eine von 30 zivilgesellschaftlichen Organisationen am Demokratiefest der Bundesregierung anlässlich des 75. Jahrestags der Verabschiedung des Grundgesetzes mitgewirkt. Auf einer gemeinsamen Ausstellungsfläche mit dem Zentralrat der Juden, den Kirchen und dem Sozialdienst muslimischer Frauen informierte der Zentralrat über seine Arbeit und die Herausforderungen durch den gesellschaftlich tief verankerten Antiziganismus. Insgesamt 155.000 Menschen besuchten das dreitägige Event zwischen dem 24. und 26. Mai. Zahlreiche Besucher*innen informierten sich über die mehr als 600-jährige Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland, die Verfolgung, Ausgrenzung und Ermordung von 500.000 Angehörigen der Minderheit im NS-besetzten Europa und die fortgesetzte Diskriminierung nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu den ersten Gästen am Stand des Zentralrats zählten Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Drei Personen in formeller Garderobe besuchen eine Ausstellung
Bundeskanzler Olaf Scholz trifft den Zentralratsvorsitzenden Romani Rose und die stellvertretende Vorsitzende Dotschy Reinhardt. © Zentralrat

Romani Rose: „Es ist für den Zentralrat eine besondere Ehre, dass der Bundeskanzler bei seinem Rundgang gleich zu Beginn unsere Ausstellungsfläche besucht hat. Das Grundgesetz musste nach dem Krieg erst mit Leben gefüllt werden, denn Sinti und Roma waren von der garantierten Menschenwürde und Gleichheit aller vor dem Gesetz lange faktisch ausgeschlossen. Wir sind sehr stolz, dass die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel öffentlich deutlich gemacht hat, dass die Arbeit des Zentralrats einen wichtigen Beitrag zur Demokratieentwicklung in Deutschland geleistet hat.“

Am Samstagabend gestalteten der Zentralrat und der Studierendenverband der Sinti und Roma in Deutschland einen Workshop zum Thema „Bürgerrechtsarbeit von Sinti und Roma und ihr Beitrag zur deutschen Demokratie“. Die gut besuchte Talkrunde zeigte Meilensteine der Bürgerrechtsbewegung des Zentralrats wie die Anerkennung des Holocaust durch Bundeskanzler Helmut Schmidt im Jahr 1982 und die Anerkennung als nationale Minderheit 1997 auf und vermittelte, wie plural die Lebenssituationen der Minderheit heutzutage in Deutschland sind. Die Teilnehmer*innen beschäftigten sich vor allem mit zentralen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens: Der Bedeutung von Identität und Demokratie für die eigene Biographie. Die Mitglieder des Studierendenverbands erzählten in sehr persönlichen Statements von der Erfahrung, ihre Identität als Sinti* oder Roma* aus Angst vor Diskriminierung und Ablehnung während sie aufwuchsen zu verleugnen. Sie ermutigen gleichzeitig dazu, dieses Verhalten nicht zu wiederholen und die eigene Identität und Zugehörigkeit zu den Sinti und Roma nicht mehr zu verstecken, sich aber auch nicht darauf reduzieren zu lassen. Gleichermaßen wurde die elementare Bedeutung der Demokratie betont. Sie ist ein Schutzschild gegen die Wiederholung der Verbrechen an Sinti und Roma.