Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um Heiner Geißler

Die Minderheit verliert einen langjährigen Freund und politischen Unterstützer von Sinti und Roma in Deutschland
Heiner Geißler auf dem Kirchentag in Hannover, 1983 © Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Heiner Geißler war frühzeitig mit dem Schicksal von Sinti und Roma verbunden.  In seiner Biographie berichtet er, wie er als siebenjähriger Junge die NS-Verfolgung von deutschen Sinti in der Pfalz erlebte : sein bester Freund Kajetan war eines Tages aus der Schule verschwunden, er wurde mit seiner Familie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.  Erst 1985 bei einer Gedenkmesse für die Opfer des NS-Völkermords an den Sinti und Roma im Dom zu Speyer trafen die beiden Freunde wieder zusammen.

Heiner Geisler hat als Politiker die Lage von Sinti und Roma in Deutschland und in Europa stets aufmerksam verfolgt.  Als von 1982 bis 1985 zuständiger Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit förderte er erstmals den Aufbau des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.  Heiner Geißler besuchte mehrfach den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma; zuletzt sprach er dort 2001 über die Menschenrechtssituation der Frauen im 21. Jahrhundert.  Beim Evangelischen Kirchentag in Hannover 1983 war Heiner Geißler Gast auf dem Stand des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und begrüßte besonders die Vertreter der Pfälzer Sinti.  2015 setzte sich Heiner Geißler nachdrücklich für Flüchtlinge vom Balkan ein; er stellte fest, daß Roma in den Ländern des Westbalkans massiv diskriminiert werden und daß die desolate Situation, mit der Roma vor Ort konfrontiert sind, politisch gewollt sei.

Romani Rose würdigte den Heiner Geißler als großen deutschen Politiker, der aus seinen persönlichen Erfahrungen von Krieg und Gewaltherrschaft heraus sich für Minderheiten konsequent einsetzte.  Vor allen Dingen war es hier das christliche Menschenbild, das Heiner Geißler geprägt hatte, das sein Engagement für Sinti und Roma nachhaltig bestimmte.

„Heiner Geißler hat für mich die Werte unserer Gesellschaft nach 1945 in einzigartiger Weise repräsentiert, als Christ, als Sozialpolitiker und als Umweltpolitiker hat er stets eine tiefe Menschlichkeit ausgestrahlt.  Die Sinti und Roma in Deutschland haben einen echten Freund verloren“, sagte Romani Rose.