Zentralrat trauert um Nazif Mujićs
Mit großer Bestürzung hat der Zentralrat vom Tod Nazif Mujićs erfahren, der am 18. Februar 2018 aus noch ungeklärten Umständen verstorben ist. Der bosnische Schauspieler hatte 2013 auf den Berliner Filmfestspielen für seine Darbietung in Danis Tanovićs Dokumentarfilm „Eine Episode aus dem Leben eines Schrottsammlers“ den Silbernen Bären als bester Darsteller gewonnen. Mujićs Tod wirft ein trauriges Schlaglicht auf das Thema dieser Konferenz: Mujić, der an Diabetes erkrankt war, hatte seinerzeit in Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt, der von den Behörden als unbegründet abgelehnt wurde. Der Schauspieler verstarb nun in tiefer Armut in seinem Heimatdorf. „Während der Film seinerzeit von der Kritik gefeiert wurde, musste dessen Protagonist nach seiner Auszeichnung zurückkehren in eine von Armut und Aussichtslosigkeit geprägte Situation. Dies ist eine bittere und letztendlich tödliche Ironie“, so der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose. „Es ist gut und wichtig, dass Filme wie die von Danis Tanovićs auf die oft menschenunwürdigen Lebensbedingungen vieler Roma in ihren Heimatländern hinweisen. Aber es ist genauso wichtig, dass das nicht folgenlos bleibt. Hier stehen die Politik aber auch die Kulturschaffenden in der Verantwortung.“ Die Berlinale hatte ebenso wie der Zentralrat seinerzeit Mujićs Antrag auf Asyl unterstützt.
Fachtagung „Antiziganismus und Film“ beginnt in Berlin am 21. Februar 2018
Die Fachkonferenz „Antiziganismus im Film“, die vom 21. – 23. Februar 2018 in Berlin stattfindet, wird überschattet vom Tod des Hauptdarstellers aus dem Film „Aus dem Leben eines Eisensammlers und Gewinner des Silbernen Bären 2013, Nazif Mujić.
Mit einem Fachgespräch zur „Ethik des Filmemachens“ in der Vertretung des Freistaates Bayern in Berlin eröffnet der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma am 21. Februar 2018 seine Fachkonferenz „Antiziganismus und Film“. Der Tod von Nazif Mujić zeigt, wie präsent die Frage nach Ethik und Moral nicht nur bei der Berlinale, sondern grundsätzlich in unserer Demokratie ist.
Den Einführungsvortrag wird der Dokumentarfilmer Peter Nestler halten, der schon 1971 den ersten Film in Deutschland drehte, in dem die Überlebenden des NS-Völkermordes eine Stimme bekamen. Nestler erinnert in seinem Einführungsvortrag an die Situation von Flüchtlingen aus Afrika in einem zunehmend nationalistischen Europa.
In seinem Grußwort unterstreicht Romani Rose die Position von Peter Nestler, der seinen Vortrag unter den Titel „Ohne moralische Haltung ist das Filmemachen wertlos“ gestellt hat. Der Tod von Nazif Mujić macht deutlich, dass dies nicht nur für das Filmemachen gilt, es muss Verpflichtung sein auch für die tägliche Politik, so Rose.
Mit der Tagung will der Zentralrat den „Kreis aus Jahrhunderten tiefverwurzelter Vorurteile und der andauernden Wiederkehr der Produktion vor Vorurteilen durchbrechen“. Dazu „braucht es den moralischen Blick auch auf Seiten derer, die Filme machen“, erklärt Rose. Die vollständige Rede von Romani Rose finden Sie hier.
Die Konferenz findet statt in Kooperation mit der Gesellschaft für Antiziganismusforschung, dem goEast Festival, der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und wird unterstützt von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, dem Bundesprogramm „Demokratie leben, der Freudenberg Stiftung und der Amadeu Antonio Stiftung sowie den Open Society Foundations.
Anmeldungen für die Filmtagung sind nur noch für den 22. und 23. Februar 2018 möglich unter folgendem Link.