Zentralrat übt scharfe Kritik an rassistischer Komödie über Roma

Seit dem 21. September läuft in den deutschen Kinos die französische Filmproduktion „Hereinspaziert“ (im Original „A bras ouvert“, Frankreich/Belgien 2017), eine zutiefst rassistische Komödie über rumänische Roma in Frankreich.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma verurteilt diesen Film aufs Schärfste. Der Kinofilm ‘Hereinspaziert‘ produziert und reproduziert rassistische und antiziganistische Stereotype über die Minderheit. Zugewanderte rumänische Roma werden in der Produktion durchweg als nicht integrierbare Gegenkultur zur westlichen Zivilisation konstruiert. Der Zentralrat verurteilt einen derartigen Film, der die Minderheit vor dem Hintergrund einer jahrhundertealten Geschichte der Verfolgung und Stigmatisierung weiter ausgrenzt und stigmatisiert.

Damit trägt der Film dazu bei, den in ganz Europa gesellschaftlich tief verwurzelten Antiziganismus zu legitimieren und weiter salonfähig zu machen. Gefährlich wird dieser Film vor allem dadurch, dass er  vermeintlich leichte Unterhaltung im Gewand der Komödie bietet und über komödiantische Elemente rassistische und antiziganistische Denkmuster über Roma tradiert.

„Es ist unerträglich, wie Angehörige der Minderheit als vormoderne und unzivilisierte ‚Wilde‘ charakterisiert werden. Der Film benutzt die Minderheit als Projektionsfläche und Gegenbild und macht Geld auf Kosten einer ohnehin diskriminierten Minderheit mit Rassismus“, so der Zentralratsvorsitzende Romani Rose. Diese rassistischen Stereotype werden auch durch das vermeintliche Happy End nicht aufgelöst.

Der Zentralrat hat sich bereits am 31. Juli 2017 mit einem Schreiben an die Universum Film GmbH gewandt und mit Blick auf den massiv antiziganistischen Gehalt des Films darum gebeten, von einem Vertrieb in Deutschland abzusehen. Die im abschlägigen Antwortschreiben der Distributionsfirma vorgebrachte Argumentation, dass „man dem Publikum zutrauen [muss] eine Komödie zu erkennen und die dargestellten Situationen nicht allzu ernst zu nehmen“ ist nicht hinnehmbar.

„Ein ähnlicher Film mit antisemitischen Stereotypen und Ressentiments wäre – so will ich voraussetzen – gerade in deutschen Kinos nicht ausgestrahlt worden. Ich fordere Filmemacher, Filmförderfonds und Filmwirtschaft dazu auf, die gesellschaftlichen Verpflichtungen zum Schutz vor Rassismus und Diskriminierung zu achten, insbesondere in Zeiten mit wachsendem Rechtspopulismus und Nationalismus“, so der Vorsitzende des Zentralrats.

Der Film wurde bereits Anfang des Jahres in Frankreich von der Roma-Selbstorganisation La Voix des Rroms und dem Kollektiv Droits de l’Homme Romeurope als eine falsche und herabwürdigende Darstellung von Roma verurteilt. In seiner Stellungnahme erinnert das Kollektiv daran, dass Angehörige der Roma-Minderheit in Frankreich mit enormer Stigmatisierung und Diskriminierung zu kämpfen haben, die sich in der Aberkennung von Grundrechten ebenso äußert, wie in Brandanschlägen auf Roma-Siedlungen und staatlich organisierten Zwangsvertreibungen. Der oft gewalttätige Rassismus, dem Roma in vielen Ländern Europas ausgesetzt sind, wird durch Filme wie „Hereinspaziert“ auf eklatante Weise verharmlost.

Der Zentralrat hat jüngst in einer Fachveranstaltung in Berlin angesichts des antiziganistischen Kinder- und Jugendfilms „Nellys Abenteuer“ mit Filmschaffenden über Antiziganismus im Film und die Ethik des Filmemachens diskutiert und hierzu ausführliche Stellungnahmen veröffentlicht, die unter folgenden Links auf der Internetseite des Zentralrats abzurufen sind:

https://zentralrat.sintiundroma.de/zentralrat-deutscher-sinti-und-roma-appelliert-an-kika-und-swr-antiziganistischen-kinderfilm-nicht-senden/

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