Zum Tod des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl

Gespräch von Romani Rose und weiteren Vertretern des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma mit dem damaligen Oppositionsführer Helmut Kohl im März 1982 © Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um Altbundeskanzler Helmut Kohl. Helmut Kohl hatte als damaliger Oppositionsführer und Vorsitzender der CDU-/CSU-Fraktion im März 1982 eine Delegation des kurz zuvor gegründeten Zentralrates Deutscher Sinti und Roma unter Leitung von Romani Rose empfangen und die Forderung des Zentralrats nach offizieller Anerkennung des  NS-Völkermords an den Sinti und Roma durch die Bundesrepublik Deutschland ausdrücklich unterstützt. Diese Anerkennung wiederholte er am 7. November 1985 als Bundeskanzler im Rahmen der ersten Bundestagsdebatte über die Lage der Sinti und Roma in Deutschland mit folgenden Worten:

„Am 21. Dezember 1982 stellte die Bundesregierung ebenso grundsätzlich wie eindeutig fest: ‚Den Sinti und Roma ist durch die NS-Diktatur schweres Unrecht zugefügt worden. Sie wurden aus rassischen Gründen verfolgt, und viele von ihnen wurden ermordet. Diese Verbrechen sind als Völkermord anzusehen.‘  Die Erinnerung an diese wie an die unzähligen anderen Opfer von Gewaltherrschaft und Rassenwahn darf niemals verlorengehen.“

In der Amtszeit Helmut Kohls erfolgte mit der Unterzeichnung des Rahmenübereinkommens des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten durch die Bundesrepublik Deutschland die offizielle Anerkennung der deutschen Sinti und Roma als nationale Minderheit.

Romani Rose würdigte den verstorbenen Altbundeskanzler als großen deutschen Politiker, der aus seinen persönlichen Erfahrungen von Krieg und Gewaltherrschaft heraus ein geeintes Europa als entscheidende Voraussetzung für den Frieden gesehen hat:  „Mit Helmut Kohl hat die Bundesrepublik Deutschland einen großen Europäer verloren, der sich mit der Wiedervereinigung Deutschlands um den Frieden und die Stabilität in Europa verdient gemacht hat. Helmut Kohl wird als Kanzler der Deutschen Einheit in die Geschichte eingehen aber auch als Architekt und Wegbereiter der Europäischen Union“, so der Vorsitzende des Zentralrats. „Für sein politisches Lebenswerk zolle ich ihm großen Respekt.“