Europäisches Parlament in Brüssel gedenkt erstmals der Opfer des Holocaust an den Sinti und Roma in einer gemeinsamen Feierstunde

Das Europäische Parlament gedenkt am 24. Januar 2018 um 12:00 Uhr in Brüssel in seiner Feierstunde anlässlich der Befreiung der letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 erstmals auch der Opfer des Holocaust an den Sinti und Roma im NS-besetzen Europa.

Zu diesem Anlaß eröffnet der Stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Jacques Delfeld, die Ausstellung „45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma, die um europäische Dimensionen erweitert wurde. 

Delfeld hebt in seiner Rede die wichtige Rolle der früheren Präsidentin des Europäischen Parlaments, Simone Veil, für die Bürgerrechtsarbeit und die Anerkennung des Holocausts an Sinti und Roma hervor.  Simone Veil nahm als Holocaust-Überlebende 1979 in ihrer Funktion als Präsidentin des Europäischen Parlaments an der ersten internationalen Gedenkkundgebung der Sinti und Roma im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen teil. In ihrer Rede betonte sie ihre uneingeschränkte Solidarität mit den Sinti und Roma und bezeichnete ihren Kampf um Anerkennung als Opfer der rassenideologischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten als fundamentalen „Kampf für die Menschenrechte“.

Hier sei es Aufgabe der Mitglieder des Europäischen Parlaments wie auch der Parlamentarier in den nationalen Parlamenten, im Geist der verstorbenen Präsidentin Simone Veil in einer internationalen Koalition gegen Antiziganismus anzutreten, so Delfeld.

Zentralrat Deutscher Sinti und Roma eröffnet Ausstellung zum Holocaust an den Sinti und Roma  bei der Europäischen Kommission

Am 30. Januar 2018 um 16:30 Uhr wird im Berlaymont Gebäude der Europäischen Kommission in Brüssel die neuen Ausstellung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma über den NS-Völkermord an Sinti und Roma „Rassendiagnose: Zigeuner“ – Der Völkermord an den Sinti und Roma und der lange Kampf um Anerkennung von EU Justizkommissarin Vera Jourova eröffnet. 

Gerade angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in den Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft sei der Holocaust-Gedenktag von besonderer Bedeutung, erklärt Romani Rose in seiner Rede:

„Die Anerkennung des Holocausts an Sinti und Roma durch das Europäische Parlament am 15. April 2015 war ein historischer Schritt für unsere Minderheit, wie auch für die Europäische Union.  Wenn wir heute – über 70 Jahre nach Ende des Krieges – an die NS-Verbrechen und den Holocaust erinnern, müssen wir uns gleichzeitig für Rechtstaatlichkeit und eine wehrhafte Demokratie einsetzen.  . Dazu gehört auch, der wieder neu aufkommenden Holocaust-Leugnung und Relativierung von NS-Verbrechen durch Rechtsextremisten und Nationalisten entschieden entgegenzutreten.  Es ist die Aufgabe der demokratischen Gesellschaften und Institutionen, den bestehenden massiven Antiziganismus genauso zu ächten wie den Antisemitismus auf Grund der Geschichte.“

Der Zentralrat ist besorgt, wie nationalistische und rechtspopulistische Bewegungen die Spaltung Europas immer weiter vorantreiben. Sinti und Roma, wie auch Juden und andere Minderheiten sind heute einer neuen Dimension von Nationalismus, Rechtsextremismus und Rassismus ausgesetzt, so Rose weiter. 

 

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