Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, wandte sich in einem Schreiben an die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und forderte eine angemessene öffentliche Klarstellung und Entschuldigung für das folgende Paradebeispiel der antiziganistischen Medienberichterstattung:
Am 01.11.2022 war in der FAZ Internet-Ausgabe, sowie am 02.11.2022 in der FAZ Print-Ausgabe der Artikel „Umweltkriminalität wirksamer bekämpfen“ der Autorin Atja Gelinsky erschienen. Zur Illustration des Berichts wurde ein undatiertes Foto (Wolfgang Eilmes) verwendet, das einen Müllberg in der Gutleutstraße in Frankfurt zeigt. Durch die Bildunterschrift wird der Fokus dieser gesamten Berichterstattung auf die Minderheit der Roma gelenkt. Das Foto steht jedoch in keinerlei Bezug zum danebenstehenden Text. In dem Artikel selbst geht es um „Ausbeutung, Verschmutzung und Zerstörung der Natur“, die international Schäden in Milliardenhöhe verursachen.
Der Zentralratsvorsitzende Romani Rose äußert sich in seinem Schreiben an die Herausgeber dazu:
„Diese Bebilderung macht fassungslos. Hier wird ein weltweites Verbrechen benannt und durch die Bildauswahl vermittelt, dass die Minderheit der Roma durch Straßenmüll an diesen Umweltverbrechen beteiligt ist. Durch diese Bildzuschreibung wird Aggression gegen eine Minderheit geschürt, diese wird mit Kriminalität gleichgesetzt und der Gesellschaft wird ein leicht auszumachender Sündenbock angeboten. Der tiefverwurzelte Antiziganismus wird weiter tradiert und erhält durch die Frankfurter Allgemeine neuen Auftrieb.“
Romani Rose fordert nicht nur eine sofortige Entfernung des Fotos aus der FAZ Internet-Ausgabe, sondern eine angemessene öffentliche Klarstellung, eine Entschuldigung und ein grundsätzliches Gespräch, weil es derartigen Antiziganismus in der medialen Berichterstattung zukünftig zu vermeiden gilt.
Zentralratsvorsitzender Rose sieht die Herausgeber der FAZ in der Verantwortung:
„Die FAZ muss sich auch in Bezug auf Sinti und Roma ihrer rechtsstaatlichen und historischen Verantwortung bewusst sein. Entschieden prangerte die FAZ den Antisemitismus auf der jüngsten „Documenta“ an. Die gleiche Entschiedenheit erwarte ich auch, wenn es um Antiziganismus geht, insbesondere in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.“