Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, zeigt sich besorgt über die Ergebnisse der Studie „Bevölkerungseinstellungen gegenüber Sinti und Roma“, die heute der Öffentlichkeit vorgestellt wird. „Die Studie zeigt, dass es eine hohe situative Ablehnung von Sinti und Roma gibt und dass tiefsitzende Vorurteile immer wieder reaktiviert werden können“, so Rose. Das Feindbild „Zigeuner“ sei in Deutschland hoch virulent: das Pogrom in Rostock 1992 sei bei Sinti und Roma nicht vergessen – dieses Pogrom richtete sich dezidiert gegen Roma; die Wahlpropaganda der NPD gegen Sinti und Roma fuße genauso auf diesem Feindbild. Der „Fall Maria“, des angeblich von Roma in Griechenland geraubten blonden Kindes, habe sofort die tiefverwurzelten Vorurteile von den „kinderraubenden Zigeunern“ aufgerufen.
„Die von maßgeblichen Politikern wider besseres Wissen betriebene unsägliche Debatte über eine angebliche Armutszuwanderung benutzt ebenso das Feindbild Roma und instrumentalisiert den massiven bestehenden Antiziganismus“, sagte Rose. Die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Auftrag gegebene Studie ist die erste umfassende Untersuchung zu Einstellungen gegenüber Sinti und Roma in Deutschland. Romani Rose dankte ausdrücklich der Antidiskriminierungsstelle für diese Initiative, die das Verhältnis zu den Sinti und Roma in Deutschland zu dokumentieren.
Wichtig seien, so Rose, vor allen Dingen die auf den Ergebnissen der Studie aufbauenden Handlungsempfehlungen der Antidiskriminierungsstelle an Politik und Gesellschaft. Rose hob den Forschungsbedarf zu der Frage hervor, wie die in der heute vorgestellten Studie benannte „Gleichgültigkeit“ denn in einer bestimmten Situation ausschlagen würde, etwa bei einer wirtschaftlichen Krise, wenn Sündenböcke gebraucht würden.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wird deshalb erneut den Deutschen Bundestag auffordern, endlich eine Expertenkommission zum Antiziganismus in Deutschland einzusetzen, deren Aufgabe es sein soll, einmal pro Legislaturperioden dem Parlament einen Bericht vorzulegen, der auch auf einer Folgeumfrage zu der heute vorgestellten Studie basieren soll. Gerade weil die Vorurteile gegen Sinti und Roma in allen Teilen der Bevölkerung gleichermaßen zu finden sind, müssen sich die Anstrengungen, Antiziganismus ebenso gesellschaftlich zu ächten wie den Antisemitismus, an alle gesellschaftlichen Gruppen richten. Die Stellungnahme des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma hängt dieser Presseinformation an.
Erste Stellungnahme des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma zur Studie des Zentrums für Antisemitismusforschung und des Instituts für Vorurteile und Konfliktforschung „Bevölkerungseinstellungen gegenüber Sinti und Roma“
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma dankt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und dem Zentrum für Antisemitismusforschung für die vorgelegte Studie zu den Einstellungen der Bevölkerung gegenüber Sinti und Roma in Deutschland, mit der erstmals in Deutschland umfassend nicht nur Vorurteile sondern auch vorhandenes Wissen oder Nichtwissen über Sinti und Roma abgefragt wurden. Die Studie bestätigt den Befund anderer vorangegangener Untersuchungen, daß nämlich Sinti und Roma in Deutschland die am stärksten abgelehnte ethnische Minderheitengruppe ist. Die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Auftrag gegebene Studie ist die erste umfassende Untersuchung zu Einstellungen gegenüber Sinti und Roma in Deutschland.
Romani Rose dankte ausdrücklich der Antidiskriminierungsstelle für diese Initiative, die das Verhältnis zu den Sinti und Roma in Deutschland zu dokumentieren. Wichtig seien, so Rose, vor allen Dingen die auf den Ergebnissen der Studie aufbauenden Handlungsempfehlungen der Antidiskriminierungsstelle an Politik und Gesellschaft. Gerade in der aktuellen Diskussion über die Zuwanderung von Menschen aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten seien in den letzten beiden Jahren massiv Feindbilder gegenüber Sinti und Roma erneut reanimiert und verstärkt worden. Für den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sind die positiven Ergebnisse der Studie wichtig. Hierzu gehört, dass 81 % der Befragten die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus kannten, und dass dies – zumindest zum Teil – mit einer positiveren Einstellung verbunden ist. Dies zeigt, dass sowohl das Vorbild von staatlichen Repräsentanten als auch die Berichterstattung in den Medien wie insbesondere auch der Unterricht in den Schulen sich langfristig positiv auf die Akzeptanz von Minderheiten in Deutschland auswirken kann.
Das Feindbild „Zigeuner“ war und ist nach unserer Auffassung in Deutschland hoch virulent: das Pogrom in Rostock ist bei uns nicht vergessen – dieses Pogrom richtete sich dezidiert gegen Roma; die Wahlpropaganda der NPD gegen Sinti und Roma fußt genauso auf diesem Feindbild. Der „Fall Maria“, des angeblich von Roma in Griechenland geraubten blonden Kindes, hat sofort die tiefverwurzelten Vorurteile von den „kinderraubenden Zigeunern“ aufgerufen, ein klassisches Beispiel für die bestehende Tiefe der Vorurteilsstruktur. Die von maßgeblichen Politikern wider besseres Wissen betriebene unsägliche Debatte über eine angebliche Armutszuwanderung benutzt ebenso das Feindbild Roma und instrumentalisiert den massiven bestehenden Antiziganismus. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass die Studie aufzeigt, dass die hohe Ablehnung von Sinti und Roma in Deutschland sich quer durch alle Bevölkerungsgruppen und unabhängig von Alter oder Bildungsstand zeigt.
Die Studie formuliert, dass es „bei der zu beobachtenden Ablehnung von Sinti und Roma keine klar definierte Trägerschicht“ gebe. Das kann aber nicht bedeuten, dass die Vorurteilsstruktur gegenüber Sinti und Roma gleichsam in der Luft schweben würde, sondern es bedeutet, dass diese Vorurteile in allen Teilen der Bevölkerung gleichermaßen zu finden sind, und dass genau deshalb die Anstrengungen, Antiziganismus genauso gesellschaftlich zu ächten wie den Antisemitismus, sich an alle gesellschaftlichen Gruppen richten muss.
Genau deshalb besteht unserer Auffassung nach ein weitergehender Forschungsbedarf genau zu der Frage, ob die in der heute vorgestellten Studie benannte „Gleichgültigkeit“ denn in einer bestimmten Situation umschlagen könnte, etwa bei einer wirtschaftlichen Krise, wenn Sündenböcke gebraucht würden. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wird deshalb erneut den Deutschen Bundestag auffordern, endlich eine Expertenkommission zum Antiziganismus in Deutschland einzusetzen, deren Aufgabe es sein soll, einmal pro Legislaturperioden dem Parlament einen Bericht vorzulegen, der auch auf einer Folgeumfrage zu der heute vorgestellten Studie basieren soll.