Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, nahm Mitte November gemeinsam mit der Regionalbischöfin des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Bayreuth, Dorothea Greiner, Dekan Jürgen Hacker und dem Vorsitzenden des bayerischen Landesverbands, Erich Schneeberger, an der Einweihung des Gedenkorts für Sinti und Roma auf dem evangelischen Stadtfriedhof in Bayreuth teil. Ein wichtiger Bestandteil dieses Gedenk- und Lernortes sind Tafeln, welche am Eingang des Stadtfriedhofs über die Geschichte deutscher Sinti und Roma berichten. Die entscheidende Initiative ging von der Bayreuther Sintiza Peni Rose aus, deren historische Erinnerungsarbeit und Forschung zur Gründung eines Arbeitskreises führte, der die Gedenktafeln erarbeitete.
Diese Tafeln dokumentieren das Schicksal der Bayreuther Sintifamilie Rose, deren Söhne Max und Wilhelm im Konzentrationslager Dachau ermordet wurden – zum anderen erörtern sie den Holocaust an Sinti und Roma und die lange Geschichte der bis heute anhaltenden Diskriminierung gegenüber der Minderheit. Auf dem Bayreuther Stadtfriedhof sind neben der Familie Rose viele weitere Angehörige der Minderheit bestattet. Der Gedenkort ist eine „Mahnung für die nachfolgenden Generationen“, Ausgrenzung aus rassistischen und ideologischen Motiven nie wieder zuzulassen.
Romani Rose betonte in seiner Rede „Der Holocaust an den Sinti und Roma – Der lange Weg zur Anerkennung“: „Das Schicksal der Familie Rose zeigt auf, wie die Rassenideologie der Nazi-Diktatur ganze Familien auslöschte. Es gibt bei den deutschen Sinti und Roma keine Familie, die nicht vom nationalsozialistischen Holocaust in existenzieller Weise betroffen war. Diese Erfahrung absoluter Rechtlosigkeit hat sich tief in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt und unsere Identität als Minderheit bis heute geprägt.“
Der Vorsitzende des Zentralrats ging ebenso auf die Errungenschaften ein, die seit dem Ende der NS-Diktatur erkämpft wurden. Beispielhaft sind die Anerkennung des Völkermords an Sinti und Roma durch Bundeskanzler Helmut Schmidt 1982, die Anerkennung als nationale Minderheit sowie die Eröffnung des nationalen Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas im Jahr 2012. Der Bewusstseinswandel in der Öffentlichkeit sei durch die jahrzehntelange Bürgerrechtsarbeit des Zentralrats erreicht worden und führe dazu, dass der Verfolgung der Minderheit mehr und mehr angemessen gedacht werde.