Baden-Württemberg stellt Grabstätte einer NS-verfolgten Sinti-Familie in Burladingen/Zollernalbkreis unter Denkmalschutz

 

Mit der Anbringung einer besonderen Gedenktafel im Beisein des Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, der Stellvertretenden Regierungspräsidentin aus Tübingen, Frau Grit Puchan und der Familie der Verstorbenen wird am Mittwoch, den 17. Oktober 2012 um 11.30 Uhr auf dem Friedhof der Stadt Burladingen/Zollernalbkreis die Grabstätte der Familie Reinhard dem Denkmalschutz unterstellt. Die in dem Grab bestatteten Familienmitglieder wurden im Zuge der nationalsozialistischen Völkermordverbrechen gegen die Sinti und Roma verfolgt. In dem Grab befindet sich auch die Urne von Josef Reinhard, der 1944 im KZ ermordet wurde.

Seine Frau Elise und die beiden Kinder starben in Auschwitz. Im öffentlichen Interesse sowohl aufgrund ihres Charakters als besondere Familiengedächtnisstätte als auch aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung soll die Grabstätte als denkmalgeschützt erhalten werden. Der Zentralrat und die Vertreter des Landes und der Kommune hatten sich nach einem längeren juristischen Verfahren auf diese Lösung zur Erhaltung des Grabes nach Ablauf der turnusgemäßen Grabrechte geeinigt. Die Grabstätte wäre sonst beseitigt worden.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma setzt sich seit einiger Zeit dafür ein, dass die Gräber der NS-verfolgten Sinti und Roma auf Dauer erhalten werden, da sie für die Familien auch für das Gedenken an die im KZ ermordeten, für die es keine Grabstätte gibt, von großer Bedeutung sind. Die Landesregierungen von Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen legten einen gemeinsamen Entschließungsantrag für eine bundesweite Regelung im
Bundesrat vor.

Die in dem Grab in Burladingen bestattete Urne mit der Asche des im NS-Konzentrationslager Natzweiler bei Straßburg ermordeten Josef Reinhardt wurde damals mit der zynischen Falschangabe einer krankheitsbedingten Todesursache in dem KZ-Lager von der SSLagerleitung an die Familie gesandt. Tatsächlich ermordete die SS dort Juden, Sinti und Roma und andere Häftlinge auf grausame Art und Weise unter anderem auch durch GiftgasVersuche.

Die entsprechenden Gaskammern sind in der heutigen Gedenkstätte noch erhalten. Dieser geschichtliche Hintergrund ist auch in dem Buch „Überwintern – Jugenderinnerungen eines schwäbischen Zigeuners“ (Bleicher Verlag 1. Aufl. 1999 S.73) des im Jahre 1994 verstorbene Lolo Reinhardt, einem Bruder von Josef Reinhard, im Einzelnen wiedergegeben.

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