Zentralrat veröffentlicht Monitoringbericht: Antiziganismus in der Verwaltung und Sozialen Arbeit

Antiziganismus stellt ein gesamtgesellschaftliches, historisch tief verwurzeltes Phänomen dar. Auch die öffentliche Verwaltung und die Sozialdienste sind von antiziganistischen Einstellungen und Handlungen nicht ausgenommen. Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) zeigt, dass es in der öffentlichen Verwaltung Diskriminierungsmuster gibt. Nach Angaben von Selbstorganisationen von Sinti und Roma, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Expert*innen werden Sinti und Roma von der öffentlichen Verwaltung oftmals diskriminiert. Weit verbreitete antiziganistische öffentliche Diskurse wirken sich auf die Einstellungen und das Wissen der in den öffentlichen Institutionen arbeitenden Menschen, auf Gesetze, Politiken und gesetzliche Regelungen aus und können auf allen Ebenen der öffentlichen Verwaltung zu Diskriminierung von Sinti und Roma führen. Besonders stark ausgeprägt erscheinen diese Formen der Diskriminierung bei den Behörden, die Sozialleistungen verwalten.

Benachteiligte Sinti und Roma befinden sich in einer asymmetrischen Situation in Bezug auf Behörden, die soziale Leistungen verwalten und sind häufig mit Diskriminierung konfrontiert, durch die ihnen die Ausübung ihrer bürgerlichen und sozialen Rechte erschwert wird. Obwohl Selbstorganisationen von Sinti und Roma und Expert*innen antiziganistische Verhaltens- und Handlungsmuster in diesen Bereichen oft kritisiert haben, wurden nur sehr wenige Untersuchungen durchgeführt und nur wenige Maßnahmen ergriffen. Es besteht daher die Notwendigkeit, Diskriminierungsmuster in der öffentlichen Verwaltung, die sozialen Dienste anbietet, zu erforschen und zu beobachten sowie wirksame Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung einzuleiten.

Antiziganistische Diskriminierung ist auch in der Sozialen Arbeit ein Thema. Benachteiligte Sinti und Roma benötigen häufig die Unterstützung von Einrichtungen, die soziale Dienste anbieten, und von Sozialarbeiter*innen, um Zugang zu sozialen Diensten zu erhalten. Selbstorganisationen von Sinti und Roma kritisieren, dass ein Teil der Sozialarbeiter*innen bei der Beratung ihrer Klient*innen antiziganistische Stereotypen reproduzieren.

Aus diesem Grund befasst sich der vorliegende Monitoring-Bericht mit antiziganistischen Verhaltensmustern und Praktiken in der öffentlichen Verwaltung und der Sozialen Arbeit, um das Bewusstsein – insbesondere von politischen Entscheidungsträger*innen, Akademiker*innen und Sozialarbeiter*innen – für die Problematik zu schärfen.

Informationen über die benachteiligte Lage von Sinti und Roma sind von Selbstorganisationen der Sinti und Roma und mit ihnen zusammenarbeitenden Personen angefordert worden. Der vorliegende Monitoringbericht stützt sich auf qualitative Forschungen, die auf der Analyse von Studien und Politikliteratur sowie auf Interviews mit Interessenvertreter*innen beruhen.

Zentralrat Deutscher Sinti und Roma (Hrsg) 2020: Monitoring zur Gleichbehandlung von Sinti und Roma und zur Bekämpfung von Antiziganismus in Deutschland: Antiziganismus in der öffentlichen Verwaltung und Sozialen Arbeit.

 

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