Zentralrat Deutscher Sinti und Roma: Ächtung von Antiziganismus in den Staaten des Westlichen Balkans und in der Türkei überfällig

Internationale Konferenz zu Antiziganismus in den Westbalkanstaaten © Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Eine internationale Konferenz am 13. und 14. Februar in Berlin thematisiert erstmalig den zunehmenden Antiziganismus und die Diskriminierung von Roma in den EU Beitrittsstaaten. Über 70 Vertreterinnen und Vertreter der Fachministerien und der Zivilgesellschaft aus den Ländern des Westlichen Balkans und aus der Türkei diskutieren auf der Konferenz, die vom „Regional Cooperation Council“ in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma organisiert wird, die strukturellen Auswirkungen von Antiziganismus, sowie Gegenstrategien für die gleichberechtigte Teilhabe von Roma.

Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, sieht eine historische Chance in der kürzlich von der EU Kommission in Aussicht gestellten, schnellen EU Beitrittsperspektive der Westbalkanländer. Rose fordert gleichzeitig, dass der Schutz der Minderheiten- und Menschenrechte als wichtige Grundlage von Rechtsstaat und Demokratie verbessert werden muss.

„Gerade Roma in den Ländern des Westbalkans müssen endlich als gleichberechtigte Bürger anerkannt sein. Die politisch Verantwortlichen brauchen endlich ein Bewusstsein dafür, dass Antiziganismus wie auch Antisemitismus ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt, das unsere europäischen Werte – unsere Prinzipien von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – radikal in Frage stellt. Solange die europäischen Staaten, in denen Roma seit Jahrhunderten ihre Heimat haben, den Antiziganismus als die Ursache für die desolate Lage nicht ausdrücklich benennen, werden die Anstrengungen der Regierungen und der Europäischen Union für die so bezeichnete ‚Roma Integration‘ keine Erfolge zeigen“, so Romani Rose.

Der Zentralrat wendet sich seit Jahren vehement gegen die Abschiebepolitik der Bundesregierung und der Bundesländer, insbesondere gegen die Einstufung der Westbalkanländer als „sichere Herkunftsstaaten“, ein Konzept das der Zentralrat grundsätzlich ablehnt, da dies die massive und kumulative Diskriminierung von Roma und damit die Fluchtursache aus diesen Ländern ignoriert.

Presseeinladung

Am Dienstag, 13.02.2018 sind Journalisten zur Konferenzeröffnung zwischen 9.00 und 10.00 Uhr im Berliner Büro des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma (Prinzenstraße 84.2) eingeladen.

Vertreter des Podiums stehen vor und nach der Eröffnung für Hintergrundgespräche zur Verfügung. Wir bitten um eine kurze Anmeldung.

Am Mittwoch, 14.02.2018, um 15.00 Uhr findet eine Kranzniederlegung am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas statt.

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